Tod eines Tötungsreisenden

Klaus Ungerer über den Großwildjäger, der vom Kaffernbüffel gerammt wurde

Kann man totschießen, muss man aber nicht: Kaffernbüffel
Kann man totschießen, muss man aber nicht: Kaffernbüffel

Unter den Mackerposen, die die menschliche Zivilisation hervorgebracht hat, rangiert die Großwildjagd irgendwo zwischen »Nachts laut rumrülpsen« und »Angriffskrieg«, in dem trüben Bereich menschlicher Absonderlichkeit, in dem sich auch »Auf einem 8000er-Berg, den man hätte in Ruhe lassen können, erfrieren« befindet, oder »Mit dem Sportwagen Wettrennen in der Innenstadt fahren, egal wen es dabei zersägt«. Das Erschießen schöner Tiere zum Spaß ist dabei fast noch befremdlicher: Es wird nicht nur ein persönlicher Rausch mit Gefahrennote angestrebt, sondern es geht im Kern ums Töten – gern so feige wie möglich aus dem Hinterhalt – und um die Foto-Pose des Bestienbezwingers, als wäre man ein antiker Halbgott und kein Millionär mit zuviel Freizeit.

Einen solchen hat kürzlich die Sehnsucht nach der Heldenpose ums Leben gebracht: Beim Versuch, in Südafrika einen Kaffernbüffel zu töten, ist der US-amerikanische Unternehmer Asher Watkins von einem solchen in hohem Tempo gerammt und getötet worden. Tausende Kommentare auf Social Media haben den Büffel gefeiert; Gegenredner, die einem Millionär mit Gewehr mehr Lebensrecht zubilligen als einem Huftier, haben sich über den Jubel empört. Wer hat Recht? Auf der Homepage des Veranstalters »Coenraad Vermaak Safaris« jedenfalls prangt ein Kaffernbüffel-Wappen mit dem stolzen Slogan »Dedicated to exceed your expectations« – »Entschlossen, ihre Erwartungen zu übertreffen«. Wer weiß, vielleicht ist Getötetwerden ja aus Mackersicht noch viel toller als das Totschießen selbst?

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