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Nach Doppelrauswurf: Füchse verlieren Topsiel gegen SCM
Berlin unterliegt Magdeburg deutlich mit 32:39 – die Fans pfeifen Geschäftsführer Hanning und Trainer Krickau aus.
Handballfans aus ganz Deutschland blickten am Samstagnachmittag gespannt nach Berlin. In der Neuauflage des Champions-League-Finales empfingen die Berliner Füchse den SC Magdeburg zum Bundesliga-Spitzenspiel in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle. Das Spiel war trotz des frühen Saisonzeitpunkts sportlich äußerst brisant: Denn in der Vorsaison hatten die Füchse mit nur einem Punkt Vorsprung die Meisterschaft gewonnen – ein Sieg im direkten Duell könnte also entscheidend dafür sein, wer am Ende der Saison den Titel gewinnt.
Dennoch lautete die dringlichere Frage aber: Wie schlagen sich die Füchse im ersten Spiel ohne den entlassenen Meister-Trainer Jaron Siewert und den freigestellten Sportvorstand Stefan Kretzschmar? Und wie reagieren die Fans?
Kurz gefasst: nicht gut. Auf dem Spielfeld erlebten die Füchse einen schweren Nachmittag. Mit 39:32 setzten sich die Gäste durch, wobei die Berliner froh sein konnten, nicht noch höher verloren zu haben. Und neben der Platte? Ähnlich unglücklich: Schon vor dem Spiel hatten einige Fans Nicolej Krickau mit Pfiffen begrüßt, als er in die Halle einlief. Der Däne beerbt in Berlin sowohl Ex-Trainer Siewert als auch Sportvorstand Kretzschmar und gab am Samstag sein Debüt bei den Füchsen. Den Frust der Fans konnte er verstehen, sah ihn aber nicht gegen sich selbst gerichtet: »Das war, glaube ich, mehr Respekt für Jaron als mangelnder Respekt mir gegenüber«, sagte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Niederlage gerät in den Hintergrund
Gleiches kann Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning nicht behaupten. Als der nämlich zum Halbzeitinterview mit der »Sportschau« aufs Spielfeld schritt, war die Reaktion der Fans unmissverständlich: Pfiffe, Buhrufe, »Jaron Siewert«-Sprechchöre und diverse, wenig nett gemeinte Handzeichen und Gesten von Fans in Richtung Hanning – ihre Wut darüber, dass er nach Kretzschmar auch noch Erfolgstrainer Siewert von seinen Aufgaben entbunden hat, war deutlich zu spüren.
Am Mikrofon äußerte sich der 57-Jährige zu beiden Trennungen, die, so Hanning, differenziert voneinander betrachtet werden sollten: »Stefan hat am letzten Dienstag seine Entscheidung bekannt gegeben, dass er den Verein im nächsten Jahr verlassen wird, daher haben wir uns zusammengesetzt und versucht, eine vernünftige und gute Entscheidung zu finden, und das haben wir getan.« Bei Siewert wiederum sei es um eine Lösung für die Zukunft gegangen. »Wir haben uns für Nicolej Krickau entschieden, wegen des ganzen Konzepts«, so der Geschäftsführer. Warum konkret Siewert kein Teil dieser Zukunft sein könne, beantwortete er nicht. Zwar sagte Hanning: »Wir hatten zehn Monate Zeit. Es war gar keine Not, schnelle Entscheidungen zu treffen.« Trotzdem traf er eine schnelle Entscheidung. »Wir wollten einen hauptamtlichen sportlichen Leiter« – und der sollte Krickau heißen, nicht Siewert.
Heftige Pleite
Der Start in die neue Ära ist zunächst misslungen. »Niemand hat gedacht, dass es nur einen Tag dauert«, sagte Trainer Krickau nach dem Spiel auf der Pressekonferenz im Nebenraum der Sporthalle. Angesichts des Trubels wäre es überraschend gewesen, wenn die Füchse in dieser Konstellation Revanche für die Champions-League-Finalniederlage genommen hätten.
Damit, dass es so deutlich werden würde, hatte wohl trotzdem kaum jemand gerechnet. »Es war heute extrem bitter«, sagte Fabian Wiede nach dem Spiel beim Streamingdienst Dyn. »Am Ende waren es nur sieben (Punkte Unterschied), aber zwischendurch waren es auch mal zwölf. Das hat sich schlimmer angefühlt, als das Ergebnis ist«, so der Rückraumspieler.
Magdeburg selig
Umso zufriedener durfte Gästetrainer Bennet Wiegert sein: »Die Magdeburger Seele ist sehr glücklich, gar keine Frage. Hier so zu spielen und so dominant aufzutreten, macht uns wahnsinnig stolz«, sagte er nach dem Spiel – und musste bereits Fragen zur Bedeutung des Sieges für die Meisterschaft beantworten. Die wehrte er aber entschieden ab: »Jetzt bleiben wir mal ruhig. Es ist der dritte Spieltag. Ein toller Start, aber trotzdem sagt das nichts aus.«
Neben seinem Team lobte der gebürtige Magdeburger auch noch die zahlreichen Fans, die nach Berlin angereist waren. »Es hat sich nicht angefühlt wie ein Auswärtsspiel«, sagte er noch auf dem Feld am ARD-Mikrofon. Die SCM-Anhänger auf den Rängen feuerten dabei nicht nur ihre Spieler an, sondern hatten auch noch einen gut gemeinten Rat für die Füchse übrig: In der zweiten Halbzeit, als ihr Team dem Gegner schon längst enteilt war, sangen sie: »Ohne Jaron habt ihr keine Chance!«
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