Waffensuche bei Neonazis

Durchsuchungen in drei Bundesländern

Bei den Durchsuchungen waren Spezialkräfte der Polizei im Einsatz.
Bei den Durchsuchungen waren Spezialkräfte der Polizei im Einsatz.

Die Generalstaatsanwaltschaft Celle ließ am Dienstagmorgen insgesamt 13 Objekte in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und schwerpunktmäßig Niedersachsen durchsuchen. Die Generalstaatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt Niedersachsen ermitteln gegen acht Personen zwischen 32 und 57 Jahren. Ihnen wird vorgeworfen, »beruhend auf einer mutmaßlich rechtsradikalen Gesinnung« eine bewaffne Gruppe gegründet und sich darin betätigt zu haben. Vier Mitgliedern der Gruppe werfen die Behörden außerdem vor, unerlaubt Kriegswaffen und andere vollautomatische Schusswaffen zu besitzen. Schon im April beschlagnahmte das Landeskriminalamt eine Pistole und Muntion bei einem der jetzt Beschuldigten. Die Durchsuchungen am Dienstag dienten laut Angaben der Generalstaatsanwaltschaft dazu, weitere Waffen aufzufinden und sicherzustellen. Außerdem verspricht man sich, Informationen über den Fortbestand der Gruppe und möglicherweise geplante Aktionen zu gewinnen.

Am Nachmittag teilten Generalstaatsanwaltschaft und Landeskriminalamt mit, dass bei den Durchsuchungen »umfangreiche Beweismittel sichergestellt« wurden. Dazu zählten »mehrere ›scharfe‹ Kurz- und Langwaffen, die allerdings nach derzeitigem Sachstand nicht dem Kriegswaffenkontrollgesetz« unterlägen. Darüber hinaus seien Munition unterschiedlichen Kalibers, Bargeld, sowie Gegenstände, die als Sprengmittel geeignet sind, gefunden worden. Auch zahlreiche Datenträger werden jetzt von den Behörden ausgewertet.

Schnell wurde bekannt, welcher Personenkreis von den Durchsuchungen betroffen war. Am Dienstagvormittag berichtete der Fachjournalist Nico Kuhn auf der Plattform Bluesky, dass das Tattoostudio »Last Resort« in Hildesheim von den Durchsuchungen betroffen ist. Die Lokalpresse berichtete das ebenfalls.

Betreiber des Studios ist Johannes K., ehemaliger Zeitsoldat und Mitglied des verbotenen Neonazinetzwerks »Blood and Honour«. K. gilt als waffenafin, eine Broschüre von niedersächsichen Antifaschist*innen berichtet ausführlich über sein Wirken in der Neonazi-Szene und das jüngste Projekt des Netzwerks mit dem Namen »Nordbund«.

Der rockerähnlich auftretenden Gruppierung sollen neonazistische Kampfsportler genauso angehört haben wie Bundeswehrsoldaten, unter anderem aus dem Personenschutz. Schon vor drei Jahren ermittelte der Militärische Abschirmdienst (MAD), in mehreren niedersächsichen Kasernen gab es Durchsuchungen, Disziplinarverfahren folgten, wie t-online damals berichtete. Der Journalist und Waffensachverständige Lars Winkelsdorf widmete Johannes K. und seinem Netzwerk im Juni einen ganzen Newsletter. Er schreibt von Schießübungen und Trainings, bei denen es »allein ums Töten« gegangen sei. Sein Fazit: Beim Thema Waffenrecht hat das Innenministerium lange geschlafen, es sei zu hoffen, »dass die illegale Bewaffnung der Szene« in den Fokus genommen wird.

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