Chinas Weg zur KI-Weltmacht

Peking will mit seinem »Global AI Governance Action Plan« ein weltweites System schaffen, um gegen die USA zu bestehen

  • Peter Schadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Schlauer Hund: Kinder spielen mit dem Roboter »Magic Dog« auf der Shanghai Expo 2025
Schlauer Hund: Kinder spielen mit dem Roboter »Magic Dog« auf der Shanghai Expo 2025

Wie die USA, so will auch China zur Weltmacht in Sachen künstliche Intelligenz aufsteigen. Peking verfolgt dabei allerdings eine andere Strategie als Washington. Während die Trump-Regierung sich von einer regelbasierten Weltordnung verabschiedet und gezielt US-Unternehmen fördert, setzt China auf Multilateralismus: Es zielt auf die Etablierung eines global gültigen Ordnungsrahmens für KI – ein Rahmen, der nach chinesischen Vorstellungen konstruiert sein soll und der absichern soll, dass China zu dem Gewinnern des globalen KI-Rennens wird.

Vor einigen Wochen hat die KP China ihren »Global AI Governance Action Plan« veröffentlicht, der auf Chinas Vorstellungen basiert, wie KI produziert und wo sie angewendet wird. Weniger als einen globalen Rahmen hat sich Peking also nicht vorgenommen, denn nur eine gemeinsame Anstrengung und die Zusammenarbeit aller Nationen könne das »volle Potenzial der KI« entfalten. Die Strategie von Premier Xi Jinping setzt dabei viel auf Open-Source-KI und auf das Teilen von Informationen mit Entwicklungsländern.

Gegenstück zur US-Strategie

China ruft in seinem Papier auf zu mehr Experimenten, dem Austausch von Informationen und verschiedensten internationalen Kooperationen. Premier Xi Jinping und seine Partei vertrauen ganz auf die Wucht des chinesischen Kapitals von Huawei bis DeepSeek bei der Frage, welcher Nation dieses »freie Experimentieren« am Ende nutzen wird. Ohne die USA und ihre Strategie zur KI explizit zu erwähnen, formulieren sie das genaue Gegenstück. Durch freie Konkurrenz auf internationalen Märkten und eine gemeinsame Ordnung, wie und unter welchen Bedingungen künstliche Intelligenz zukünftig eingesetzt wird, sieht die KP die Entwicklung ihrer Unternehmen am besten bedient.

Das zeigt sich beispielsweise an Chinas Beantwortung der »Energie- und Umweltfragen« der KI. Mit »gemeinsamen Energie- und Wassereffizienzstandards« und der Förderung von »grüner Computertechnologie«, »Low-Power-Chips« sowie »effizienten Algorithmen« benennt China seine Ziele, wenn auch nicht genau seine Zwecke. Die KP weiß einfach, dass mit DeepSeek ein chinesisches Unternehmen aktuell eines der am wenigsten energiefressenden Modelle auf dem Markt hat.

Auch bei der Chipproduktion sieht sich China dann am besten bedient, wenn es bei einer »regelbasierten Weltordnung« und einem freien Weltmarkt bleibt, welche die USA gerade aufkündigen. Denn mit SMIC hat China bereits einen potenten Halbleiterhersteller. Eine neue Huawai-Fabrik nimmt noch dieses Jahr den Betrieb auf, zwei weitere kommen im nächsten Jahr dazu. Die sollen möglichst ungehindert in alle Welt exportieren können, und bis die Kapazitäten so ausgebaut sind, dass China unabhängig von westlichen Importen ist, sollen diese Exporte möglichst reibungslos stattfinden. Bislang konnten diese Chips aufgrund von US-Beschränkungen bei der Ausfuhr nur in leistungsreduzierten Varianten geliefert werden.

Auf der Welt-KI-Konferenz in Shanghai präsentierten entsprechend nicht nur chinesische, sondern auch westliche Firmen wie Tesla und Alphabet ihre neuesten Produkte. Peking gibt sich nicht nur weltoffen, es ist weltoffen, um seinen Standort voranzubringen, indem es globale Standards für die KI als Schlüsseltechnologie setzen will. Die Produktionskapazitäten im Reich der Mitte entfalten ihre volle Wirkung eben nur, wenn die dort hergestellten Chips und ihre Software überall verkauft werden können, weil sich global auf gleiche Standards geeinigt wurde. Das die chinesischen Konzerne diese erfüllen werden und gleichzeitig dennoch im Preiswettbewerb siegen werden, daran hat die Kommunistische Partei offensichtlich keine Zweifel. Damit ist das chinesische AI-Programm, bei aller Ähnlichkeit in der Präambel, geradezu das Gegenstück zum amerikanischen.

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