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Die Orschmanns machen’s: Zwillinge führen Union zum Sieg in Jena
Beide Schwestern treffen beim Ostduell: Katja per Distanzschuss, Dina per Kopf
Die eingleisige Fußball-Bundesliga der Frauen gibt es seit 1997. Am Dienstagabend erlebten 1394 Besucher im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld jedoch eine absolute Premiere. Mit Gastgeber FC Carl Zeiss Jena und Aufsteiger 1. FC Union Berlin trafen erstmals die ersten Frauen-Teams beider Vereine in einem Pflichtspiel aufeinander.
Die Zeiss-Elf wollte drei Tage nach dem ersten und zugleich sehr überraschenden Punktgewinn Jenas in dieser Spielzeit beim amtierenden Meister und Pokalsieger FC Bayern München (0:0) wieder etwas Zählbares einfahren. Die Gäste hatten nach dem ersten Saisonsieg gegen die SGS Essen (2:0) in der englischen Woche den zweiten dreifachen Punktgewinn in der Bundesliga im Blick.
Am Ende setzte sich der ambitionierte Neuling aus der Hauptstadt unter den Augen von Präsident Dirk Zingler und Finanz-Geschäftsführer Oskar Kosche etwas glücklich mit 2:1 (1:0) durch. Jena konnte die Überlegenheit nach dem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich durch Rieke Tietz kurz nach Wiederbeginn nicht in weitere Treffer ummünzen. Der Ausgleich war durch einen kapitalen Schnitzer von Union-Torfrau Cara Bösl begünstigt worden.
Die schlechte Jenaer Chancenverwertung sollte sich rächen. Der Jubel nach der sechsminütigen Nachspielzeit bei den 300 mitgereisten Union-Fans, die wie die heimischen Besucher im Prinzip über 90 Minuten für Stimmung sorgten, war riesig. Einige der vielen kleinen mitgebrachten Union-Fahnen wurden aus dem Gästeblock an die Spielerinnen weitergereicht. Der Dreier im Ost-Duell sorgte für Hochgefühle – inklusive Mannschafts-Siegerfoto vor dem eigenen Anhang.
Im Mittelpunkt der Emotionen der Köpenickerinnen standen Katja und Dina Orschmann: Die beiden 27 Jahre alten Zwillingsschwestern haben bei Union schon oft zusammengespielt, aber noch nie in der Bundesliga. Beim Erfolg gegen Essen kam Verteidigerin Katja Orschmann erst in die Partie, als Offensivspielerin Dina Orschmann schon ausgewechselt worden war. Und in Jena durfte Katja Orschmann zwar erstmals von Beginn an ran, aber dafür saß Dina Orschmann zunächst nur auf der Bank.
Dina Orschmann, die neben Kapitänin Lisa Heiseler eine der Heldinnen in Unions Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre ist, machte dennoch mächtig Betrieb, als ihre Schwester Katja in der 29. Minute per Fernschuss zur Führung traf. »Beim 1:0 von Katja habe ich auf der Bank drei, vier Mal richtig laut geschrien, weil ich es ihr so gegönnt habe«, berichtete Dina Orschmann. Ab der 46. Minute standen die beiden Orschmanns endlich erstmals zusammen in der Bundesliga auf dem Rasen, nachdem Trainerin Ailien Poese Dina Orschmann eingewechselt hatte. »Für mich ist es normal, mit ihr zusammenzuspielen. Aber von außen betrachtet ist es natürlich schon etwas Besonderes«, sagte Katja Orschmann.
Das Familienglück war in der 90. Minute komplett: Da verwandelte Dina Orschmann per Kopf einen von Nele Bauereisen verlängerten Freistoß von Tomke Schneider zum 2:1-Siegtreffer. Das machte auch Vater Orschmann auf der Tribüne happy.
Ein langjähriger Fan der Union-Frauen kürt nach Abpfiff mit einer kleinen Krone die beste Spielerin. Diesmal überreichte er sie Katja Orschmann. Aber eigentlich hatten beide Union-Zwillinge die Krone verdient.
Mutmaßlich war es das erste Mal in der Geschichte der Frauen-Bundesliga, dass sich zwei Zwillingsschwestern in einer Partie gemeinsam in die Torschützenliste eintrugen. »Wir haben in der letzten Zeit so viel Historisches erreicht. Jetzt wohl wieder«, freute sich Cheftrainerin Poese. In der Bundesliga haben mindestens sechs weitere Zwillingsschwestern zusammengespielt. Zurzeit spielen Dilara und Ilayda Acikgöz bei Eintracht Frankfurt zusammen. Früher taten das auch Pauline und Jule Dallmann bei Borussia Mönchengladbach, Isabel und Monique Kerschowski sowie Sara und Karen Holmberg jeweils bei Turbine Potsdam, Fabienne und Tamar Dongus beim VfL Sindelfingen und der TSG Hoffenheim sowie Mia und Zoe Werner bei RB Leipzig. Dass beide Schwestern treffen, gelang indes keinem dieser Pärchen.
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