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Paris Saint Germain bremst Barça aus
Titelverteidiger gewinnt Spitzenspiel in Barcelona
Zur fast perfekten vergangenen Saison fehlte nur der Titel in der Champions League: Spanische Meisterschaft, Pokal und Superpokal räumte der FC Barcelona im ersten Jahr des deutschen Trainers Hansi Flick im ersten Halbjahr 2025 ab. In der Champions League verhinderte nur das dramatische Ausscheiden im Halbfinale gegen Inter Mailand das Traumfinale gegen Paris Saint Germain, das von Luis Enrique trainiert wird. Luis Enrique ist Culé, also bekennender Barça-Anhänger sowie Vereinsmitglied mit Vergangenheit als Spieler und Trainer. Unter Luis Enrique gewann Barcelona 2015 in Berlin zum bisher letzten Mal die Champions League, der neue Sehnsuchtsort heißt Budapest, wo am 30. Mai 2026 das nächste Champions League Finale stattfinden wird. Der inzwischen 18-jährige Lamine Yamal hatte seine Mutter nach dem Ausscheiden in Mailand getröstet: »Ich habe meiner Mutter gesagt, dass es jedes Jahr eine neue Champions-League-Saison gibt ... und wir werden weiter darum kämpfen.«
Fitness und Laufbereitschaft
Der Weg zum Titel in der Champions League ist lang: Acht Spiele in der Ligaphase und nur die besten acht von 36 Mannschaften sind direkt fürs Achtelfinale qualifiziert. Titelverteidiger Paris Saint Germain schaffte es vergangenes Jahr nur mit Ach und Krach in die Qualifikationsrunde der neunt bis 24-Platzierten, startete dann aber durch bis zum 5:0 im Finale gegen Inter Mailand. Das Spiel zwischen dem FC Barcelona und Paris Saint Germain am 1. Oktober wurde vielfach als vorweggenommenes Finale etikettiert. Dabei war es gerade der zweite Spieltag der laufenden Champions League. Aber im Olympiastadion von Barcelona trafen vor 50 207 Zuschauern zwei Mannschaften aufeinander, die für modernsten und spektakulären Offensivfußball stehen. Beide Teams verteidigen sehr hoch, verengen damit das Spielfeld und setzen mit Pressing und Gegenpressing den Gegner unter Druck. Beim Gegenpressing wird in den ersten Sekunden nach dem Ballverlust der ballführende Gegenspieler mit mehreren Spielern geradezu gejagt, was viele Ballgewinne und einen hohen Ballbesitz zu Folge hat. Für dieses Spiel braucht es Fitness und Laufbereitschaft. In der ersten Hälfte zeigten beide Mannschaften diese Tugenden mit Vorteilen für Barcelona, in der zweiten Hälfte neigte sich die Waagschale zugunsten von Paris bis zum entscheidenden Treffer in der 90. Minute.
Die ersten Akzente setzte Lamine Yamal, der zuletzt mehrere Wochen wegen einer Schambeinverletzung aussetzen musste und erst vergangenen Sonntag als Einwechselspieler beim Spiel gegen Real San Sebastián wieder zum Einsatz kam, um dort gleich mit einer präzisen Flanke nach einem seiner unnachahmlichen Dribblings das Siegtor von Robert Lewandowski vorzubereiten. Auch gegen Paris legte Yamal hoch motiviert los, ließ bei einem Dribbling einschließlich einer Pirouette mehrere Pariser aussteigen und sorgte für Begeisterungsstürme auf den Tribünen. Ein Außenristpass in die Tiefe auf Ferran Torres brachte Barcelona in der 14. Minute die erste Großchance ein, doch der Schuss von Torres wurde vom Innenverteidiger Zabarnyi kurz vor der Linie für den bereits geschlagenen Torhüter Chevalier geklärt. Doch die Führung ließ nicht mehr lange auf sich warten. Yamal erlief einen ungewohnt unpräzisen Pass des portugiesischen Mittelfeldmetronoms Vitinha und nach einer schnellen Ballstafette von Yamal über Pedri zu Rashford musste Ferran Torres nur noch die perfekte Hereingabe des englischen Linksaußens veredeln. Bis dahin setzte Yamal die Akzente und stach seinen direkten Gegenspieler Nuno Mendes aus. Doch der zu den weltbesten Linksverteidigern gehörende portugiesische Nationalspieler wendete im Verlauf des Spiels das Blatt und wurde anschließend zum wertvollsten Spieler des Spiels gekürt. Mendes lieferte sich in der ersten Hälfte aufreibende Zweikämpfe mit Yamal, handelte sich dabei eine gelbe Karte ein, fand aber immer wieder Zeit, um sich mit blitzschnellen Gegenstößen ins Angriffsspiel von Paris einzumischen. Auch dem Ausgleichstreffer des 19-Jährigen Senny Mayulu ging ein Solo von Nuno Mendes voraus, bei dem ihn Yamal gewähren ließ und auch seine Mitspieler keine Mittel fanden, den 23-jährigen Modellathleten zu stoppen.
Nuno Mendes zieht Yamal den Zahn
In der zweiten Hälfte konnte beide Mannschaften das hohe Tempo der ersten nicht halten. Paris erpresste und erspielte sich aber mehr und mehr ein Übergewicht. Yamal trat nur noch vereinzelt in Szene, er musste dem Duell mit Mendes Tribut zollen, was an das Finale der Nations League erinnerte, als Spanien gegen Portugal unterlag und Yamal von Mendes, auch damals bester Spieler des Spiels, der Zahn gezogen wurde. Als alles auf ein schiedlich-friedliches Unentschieden hindeutete, setzte das Paris von Luis Enrique noch einen letzten Nadelstich: 2:1 durch Gonçalo Ramos nach einem Konter auf Vorlage des ebenfalls starken rechten Außenverteidigers Achraf Hakimi. So blieb es und damit bleibt es dabei: Den bisher letzten Heimsieg von Barcelona gegen Paris Saint Germain kann sich als Trainer weiter Luis Enrique auf seine Fahnen schreiben: Das legendäre 6:1 gegen Paris Saint Germain nach einer 0:4 Niederlage im Hinspiel am 8. März 2017. Die Niederlage ist ein Rückschlag, aber kein Beinbruch. Noch hat Yamal keinen Grund, seine Aussage an die Fans nach dem Ausscheiden gegen Inter zurückzunehmen: »Ich werde mein Versprechen halten. Wir werden den Titel nach Barcelona holen und nicht innehalten, bis wir das erreicht haben.«
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