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U3 Mexikoplatz: Baustart in elf Monaten
BVG rechnet mit Baurecht für U-Bahn-Verlängerung bis Jahresende
Die Bauarbeiten für die Verlängerung der U3 vom derzeitigen Endbahnhof Krumme Lanke um eine Station bis zum S-Bahnhof Mexikoplatz sollen am 1. September 2026 starten. Das geht aus einer von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) veröffentlichten sogenannten Vorinformation hervor.
Bei Großaufträgen ist die öffentliche Hand verpflichtet, potenzielle Bieter bereits vorab über die beabsichtigte Ausschreibung zu informieren. Diese soll laut den nun veröffentlichten Angaben am 1. März 2026 veröffentlicht werden. »Der Planfeststellungsbeschluss wird voraussichtlich im Dezember erwartet«, heißt es von der BVG auf Anfrage von »nd«.
Eine Gefahr für den Zeitplan ist allerdings örtlicher Widerstand. Denn es ist davon auszugehen, dass die Bürgerinitiative »Rettet den Mexikoplatz« versuchen wird, den Planfeststellungsbeschluss rechtlich anzugreifen. Dafür müssten aber die rechtlichen Zweifel des Gerichts so groß sein, dass der Vollzug des Baurechts bis zu einer Entscheidung gestoppt wird.
Mit der erfolgreichen Vergabe der Bauleistungen bekommt die Öffentlichkeit Klarheit über die zu erwartenden tatsächlichen Kosten des Vorhabens. Aus den Unterlagen zum Doppelhaushalt 2026/2027 geht zumindest hervor, dass mit Preisstand 2023 von 160,5 Millionen Euro Baukosten allein für den rund 800 Meter langen Streckentunnel ausgegangen wird. Nicht eingerechnet sind die rund 440 Meter langen Wende- und Abstellgleise und Teile des komplizierten Bahnhofsbaus im Bereich der S-Bahn-Brücken.
Gesamtkosten von 300 Millionen Euro sind durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen. Kritiker halten das für ein zweifelhaftes Verhältnis bei offiziell erwarteten 12 000 Fahrgästen täglich auf dem Abschnitt. Kritisiert werden auch die geplanten umfangreichen Baumfällungen für die Bauarbeiten. Es ist eine der spannenden Fragen, ob die Planfeststellungsbehörde hier noch Änderungen in der Planung verfügt.
Spannend wird auch sein, ob es dann im September 2026 erneut einen öffentlichkeitswirksamen Spatenstich für die Verlängerung der U3 kurz vor der Abgeordnetenhauswahl geben wird. Ende April dieses Jahres hat der Senat bereits den Baustart gefeiert, obwohl es nur um die Sanierung eines Bestandstunnels ging. Da laut Vorab-Information von einer Bauzeit von vier bis fünf Jahren ausgegangen wird, müsste schon sehr viel Glück mitspielen, wenn die Betriebsaufnahme der U3 zum Mexikoplatz tatsächlich Ende 2030 gelingen soll.
Von Senat und BVG bereits fest geplant ist schon ein weiterer U-Bahn-Spatenstich am 29. Mai 2026 im Märkischen Viertel. Doch für die Weiterführung der U8 über den Endpunkt Wittenau hinaus soll das Planfeststellungsverfahren erst Ende 2027 beginnen. Eine neue Koalition könnte das Vorhaben angesichts der Berliner Haushaltsnöte und Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit des Projekts bereits zuvor abbrechen.
Politisch unstrittig ist das Vorhaben, die seit Jahren gesperrte Spreequerung des Waisentunnels neu zu bauen. Die Gleisverbindung von U5 und U8 nahe dem Alexanderplatz ist nötig, um die betriebliche Isolation der U5 im Berliner Netz zu beenden. »Der Planfeststellungsbeschluss wird voraussichtlich im Laufe dieses Monats erwartet«, heißt es von der BVG.
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