- Politik
- Antirassismus
Mirrianne Mahn: Die Neue Deutsche Einheit
Während Politiker*innen den Pathos der Einheit beschworen, erzählte Mirrianne Mahn Geschichten über Alltagsrassismus
Es ist Tag der Deutschen Einheit und vor dem Berliner Reichstag stehen ein Lesesessel und eine Stehlampe. Dort las die Aktivistin Mirrianne Mahn 24 Stunden lang Texte, die ein anderes Bild von Deutschland zeichneten als die offiziellen Reden der Politiker*innen. Mahn sprach über vielfältige Formen von Gewalt, die Menschen erfahren, die nicht in Deutschland geboren wurden, aber hier leben – über alltägliche Ausgrenzung und Diskriminierung: auf Ämtern, bei der Wohnungssuche oder an der Supermarktkasse.
Besonders ergreifend war der Brief eines Jugendlichen, der schilderte, wie sein langjähriger Freund und Mitschüler mit seiner Familie in ein Land abgeschoben wurde, in dem er nie gelebt hat und dessen Sprache er nicht spricht. Mahn begann ihre antirassistische Performance am 2. Oktober um 18 Uhr und beendete sie nach 24 Stunden unter aufmunterndem Applaus von Unterstützer*innen und zahlreichen Passant*innen.
Die 1989 in Kamerun geborene Mahn engagiert sich seit vielen Jahren als Künstlerin, Autorin und Politikerin für eine antirassistische Gesellschaft. Nach dem rassistischen Anschlag von Hanau 2020 trat sie den Grünen bei und zog für die Partei ins Frankfurter Stadtparlament ein. 2024 verließ Mahn die Grünen mit der Begründung, diese behinderten ihre antirassistische Arbeit. Seitdem gehört sie als Parteilose der Ökolinx-ELF-Fraktion im Frankfurter Römer an. Ihre zentrale Arbeit aber findet außerhalb der Institutionen statt: Mahn ist Mitbegründerin der Initiative »Die Neue Deutsche Einheit«, die sich für eine Gesellschaft einsetzt, in der alle Menschen die gleichen Rechte haben – unabhängig von Herkunft und Hautfarbe.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.