Grüne ohne Jugend

Patrick Lempges über die Krise im Nachwuchs der Partei

Jakob Blasel, Ko-Vorsitzender der Grünen Jugend, will nicht erneut antreten.
Jakob Blasel, Ko-Vorsitzender der Grünen Jugend, will nicht erneut antreten.

Was sagt es über eine Organisation aus, wenn ihre Köpfe kaum länger als ein Jahr durchhalten? Bei der Grünen Jugend ist der Verschleiß mittlerweile System. Jette Nietzard gab nach interner Dauerkritik entnervt auf, nun kündigt Jakob Blasel an, am Bundeskongress im Oktober ebenfalls nicht erneut anzutreten. Damit verliert die Grüne Jugend binnen eines Jahres ihre komplette Spitze – zum zweiten Mal in Folge. Schon 2023 war ein Großteil des alten Vorstands im Streit aus der Partei ausgetreten und gründete die »Junge Linke«. Seitdem gelingt es der Grünen Jugend nicht, stabile Strukturen aufzubauen, obwohl die Basis gewachsen ist.

Blasel begründet seine Entscheidung harmlos: Überlastung in einem schönen, aber anstrengenden Jahr. Doch das Problem liegt tiefer: Die Doppelspitze erbte eine Baustelle im Umgang mit der Mutterpartei. Die Grünen – seit Jahren in der Hand der Realos – stellten ihren Nachwuchs vor die Wahl: entweder an der harten Realopolitik die idealistischen Hörner abstoßen – oder sich von der Partei entfremden. Seit 2023 wählen die Spitzen der Grünen Jugend letzteres. Die Distanz zwischen Mutterpartei und Jugendorganisation ist bei den Grünen größer als bei anderen Parteien. Die Grünen haben sich zu einer kulturpolitisch progressiven FDP mit Liebe zum Kleingarten entwickelt, während ihre Jugend von Klassenkampf spricht. Wenn das so bleibt, fungiert die Grüne Jugend nicht länger als Karriere-Sprungbrett – sondern wird zur Planke eines sinkenden Schiffs, von der die frustrierten Jungpolitiker*innen lieber von Bord springen.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -