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Duisport mauert bei Tarifverträgen

Verdi kritisiert »Herr-im-Hause«-Haltung und fordert tarifliche Absicherung für rund 1500 Beschäftigte

Ein Container wird im Gateway Terminal im Duisburger Binnenhafen verladen. Die Duisport AG ist dort ein Schwergewicht.
Ein Container wird im Gateway Terminal im Duisburger Binnenhafen verladen. Die Duisport AG ist dort ein Schwergewicht.

Während zuletzt private Hafenbetriebe im größten Binnenhafen der Welt in Duisburg Tarifverträge für ihre Beschäftigten mit der Gewerkschaft Verdi abgeschlossen haben, sträubt sich die öffentliche Duisport AG gegen eine solche Vereinbarung. Von »Schmuddelkind in der Branche« ist bei Verdi die Rede, da die Duisport AG auch im erweiterten Umfeld von Duisburg die Rolle eines Hebels zur Verschlechterung der Lohn- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Bereich der Häfen ausübe. Signalwirkung hätte eine tarifliche Bindung auch für Zulieferer und mit dem Duisburger Hafen in Geschäften stehende Betriebe allemal.

Die Aktiengesellschaft ist mit rund 1500 Beschäftigten und einem Umsatz von etwa 331,5 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023 – (den Gewinn vor Zinsen und Steuern konnte Duisport auf 24 Millionen Euro steigern) ein Schwergewicht im Duisburger Binnenhafen – Verdi zufolge ist Duisport deshalb eines der Haupthindernisse für eine flächendeckende Tarifierung des Hafens. So hat es die Gewerkschaft auch in einem Offenen Brief an die Duisburger Bürgermeisterinnen Edeltraud Klabuhn (SPD) und Sylvia Linn (CDU) geschrieben.

Der Duisburger Hafen ist organisiert und aufgeteilt in private Unternehmen, die Hauptbetreiber sind allerdings die städtischen Tochtergesellschaften, die als Duisport-Gruppe firmieren. Eigentümer sind zu zwei Dritteln das Land Nordrhein-Westfalen und zu einem Drittel die Stadt Duisburg.

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Verdi ist irritiert über das Verhalten der Stadttochter, erklärt Projektsekretär für den Hafen, Sascha Brandes, gegenüber »nd«. »Es brodelt in der Belegschaft, weil Intransparenz und Ungerechtigkeit herrscht.« Zudem seien falsche Versprechungen gemacht worden, es gebe Willkür bei Entlohnung und Arbeitsaufteilung. »Zu viele Menschen verdienen zu wenig und zu unterschiedlich, teils für die gleiche Arbeit«, kritisiert Brandes das »Nasenprinzip«, wie er es nennt, bei der öffentlichen Hafengesellschaft Duisport.

Bereits vor der Kommunalwahl habe Verdi immer wieder auf das Thema Tarifierung im gesamten Hafen gegenüber den beiden großen koalierenden Parteien, SPD und CDU in Duisburg, aufmerksam gemacht. Aus Verdi-Sicht letztendlich vergebens. Im Wahlkampf wurde das Thema eher kaum behandelt oder nur stiefmütterlich behandelt. Verdi monierte, die Parteien hätten das Thema gar nicht auf der Agenda gehabt, wobei der Hafen und Duisport doch ein zentraler Arbeitgeber in Duisburg sei.

Die Konzernspitze von Duisport habe jüngst wissen lassen, ihrerseits bestehe keinerlei Bereitschaft, die rund 1500 Beschäftigten durch einen Tarifvertrag abzusichern, berichtet sein Kollege Matthias Baumann.

Das ist tatsächlich untypisch in der Branche, da alle anderen großen öffentlichen Hafengesellschaften in der Nachbarschaft Tarifbindung haben. Finanzielle Nachteil haben sie deshalb offenbar nicht: »In Köln, Neuss und Düsseldorf wird Geld verdient, obwohl dort überall Tarifverträge mit Verdi bestehen«, erklärt Gewerkschafter Baumann. Tarifvermeidung sei für Hafenbetriebe also keineswegs zwingend.

Verdi vermutet, dass es nicht um Wettbewerbszwänge geht, und attestiert der AG »eine überkommenen ›Herr im Hause‹-Haltung der Unternehmensleitungen«. Duisport antwortete auf eine entsprechende »nd«-Anfrage nicht substanziell und konnte die Vorwürfe damit nicht entkräften.

Gut für Verdi: Inzwischen gibt es nach den Worten Baumanns immer mehr Beschäftigte, auch bei Duisport, die eine Tarifbindung wollen und sich deshalb bei Verdi organisieren. »Ich kann der Konzernspitze nur raten, sich von der bisherigen Verschleppungstaktik zu verabschieden«, warnt Baumann.

Die zwei neuen Tarifverträge im Duisburger Hafen konnten Verdi mit Hutchison Ports Duisburg und Haeger & Schmidt Duisburg abschließen. »Für Haeger & Schmidt ist das auch die erste neue tarifliche Lohnregelung, die wir durch den Druck unserer Kollegen im Betrieb durchsetzen konnten«, erläutert Baumann. Im seit rund einem Jahr währenden Tarifprozess konnten die Löhne um in der Spitze fast 15 Prozent gesteigert werden.

Mit Hutchison Ports Duisburg soll es dagegen schon länger einen Entgelttarifvertrag geben, der aber nun noch deutlich verbessert werden konnte – unter anderem durch automatische Lohnzuwächse nach Betriebszugehörigkeit.

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