Keine voreilige Freude

  • Michaela von der Heydt
  • Lesedauer: 2 Min.

Voreilige Freude über eine längere Auszahlung des Arbeitslosengeldes I ist nicht angebracht. Denn die gestern vom Bundestag beschlossenen Pläne haben für ältere Arbeitslose oder jene, die um ihre Stelle fürchten, gleich mehrere Tücken. Ausgeschlossen wird, wer nicht durchgängig je nach Alter 30 bis 48 Monate Arbeitslosenversicherung gezahlt hat: Saisonarbeiter wie beispielsweise Bauarbeiter, Schauspieler oder befristet Beschäftigte. Auch könnte sich die vermeintlich sozial gesinnte Mini-Korrektur der Hartz-Gesetze für die Betroffenen als teuer erweisen: Dann, wenn für 58-Jährige nach der maximalen Bezugsdauer von 24 Monaten die Zwangsverrentung auf dem Fuße folgt – mit Abschlägen bis zu 18 Prozent. Darauf hätten sich die Koalitionspartner auf der letzten Sitzung mit Arbeitsminister Franz Müntefering geeinigt, heißt es.

Vor einem längeren ALG-I-Bezug sollen die Arbeitslosen auch mit einen Eingliederungsschein erneut den Versuch unternehmen, eine Stelle zu finden, wenn die Arbeitsagentur ihnen nichts bieten kann. Damit rechtfertigt man offenbar, Eingliederungsgelder der Bundesagentur für Arbeit für den ALG-I-Bereich heranzuziehen, die zur Qualifizierung benachteiligter Arbeitslose gedacht sind. Abgesehen davon, dass die Chance, einen Job zu finden, gering sind, wird der damit verbundene Lohnzuschuss vielleicht manchen Arbeitgeber locken, Ältere zu entlassen.

Hoffnung macht unterdessen, dass gestern nur beschlossen wurde, später ein Gesetz zu erarbeiten. So hat der desigierte Arbeitsminister Olaf Scholz neben dem Thema Mindestlohn auch hier die Chance, sich zu profilieren.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal