Miliz meldet Eroberung wichtiger Stadt El Fascher im Sudan

Den 300 000 Bewohnern der Stadt drohen Folter und Vertreibung

  • Lesedauer: 2 Min.
Das Vorrücken der RSF könnte eine neue Fluchtwelle im Sudan auslösen.
Das Vorrücken der RSF könnte eine neue Fluchtwelle im Sudan auslösen.

Khartum. Im Sudan rückt die paramilitärische Gruppe RSF in die letzte von der Regierung kontrollierte Großstadt im Südwesten des Landes vor. Die Miliz teilte am Sonntagmorgen mit, sie kontrolliere nun die Stadt El Fascher, nachdem sie zuvor das Hauptquartier der dort Armee eingenommen habe. Die Armee äußerte sich zunächst nicht. Die Hauptstadt des Bundesstaats Nord Darfur ist seit anderthalb Jahren belagert.

Noch am Samstagmorgen hatte die Armee nach eigenen Angaben zwei schwere Angriffe abgewehrt. Dabei seien zahlreiche Kämpfer der Miliz getötet und verletzt worden, teilte die in El Fascher stationierte sechste Infanteriedivision mit. Keine der Angaben ließ sich zunächst unabhängig bestätigen.

Katastrophale Bedingungen in Darfur

El Fascher ist die letzte Stadt unter Regierungskontrolle in der Region Darfur, die in dem seit zweieinhalb Jahren andauernden Konflikt fast vollständig von der Miliz eingenommen worden ist. In der Stadt leben nach UN-Schätzungen noch bis zu 300 000 Menschen unter Bedingungen, die von Helfern als humanitäre Katastrophe bezeichnet werden.

Eine Mitarbeiterin einer internationalen Hilfsorganisation sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag, man habe Videos von aus der Stadt fliehenden Zivilisten erhalten. Jedoch habe man alle Verbindungen zu den Kontakten in der Stadt verloren.

Tötungen, Folter und Vergewaltigungen befürchtet

Gelingt der Paramiliz die Einnahme der Stadt, werden schwere Gewalttaten, Tötungen, Folter und Vergewaltigungen sowie ethnische Säuberungen wie in den zuvor eingenommenen Teilen Darfurs befürchtet.

Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Die Miliz ist aus arabischen Reitermilizen hervorgegangen, denen – damals gemeinsam mit der sudanesischen Armee – vor gut 20 Jahren ein Genozid an der ethnisch-afrikanischen Bevölkerung in Darfur mit bis zu 300 000 Toten vorgeworfen wird.

Dauerhafte Spaltung des Sudan möglich

Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, haben die RSF ihre Kontrolle über die Region Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Beobachter fürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes.

Belastbare Opferzahlen gibt es nicht, nach einer von den USA zitierten Schätzung könnten bis zu 150 000 Menschen ums Leben gekommen sein. Die UN beschreiben die Lage in dem Land als die größte humanitäre Krise der Welt. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von Hunger bedroht.

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