- Berlin
- Berlin-Mitte
Haabersaathstraße: Entmietung durch Wasserentzug
Nach Warmwasser ist nun auch das kalte Wasser weg, bald auch die Heizung: In der Habersaathstraße in Berlin-Mitte verschärft sich der Konflikt.
Die Bewohner*innen der Habersaathstraße 44-48 haben keine ruhige Minute. »Jeden Tag gibt es neuen Zirkus. Heute wurde uns die Kaltwasserversorgung abgestellt«, berichtete Mieter Daniel Diekmann »nd« am Montag. »Nichts geht mehr, keine Toilettenspülung, nicht mal Kaffee kochen kann man noch«, so Diekmann. Eine weitere Bewohnerin bestätigte »nd«, dass es kein Wasser mehr gebe.
In einem Teil des Gebäudes leben nach einer Besetzung im Jahr 2021 ehemalige Obdachlose. Darüber hinaus sind noch fünf Wohnungen regulär mit gültigen Mietverträgen bewohnt. Die derzeitige Eigentümergesellschaft will das Gebäude abreißen und dort neu bauen. Seit Mitte 2024 liegt eine bis Ende des Jahres gültige eine Abrissgenehmigung des Bezirks vor. Doch vor einem Abriss müssten die verbliebenen Mieter*innen ausziehen. Bisher sind alle Versuche gescheitert, gerichtlich Räumungstitel gegen sie zu erwirken.
Die Bewohner*innen befürchten, dass das Abstellen der Wasserversorgung die nächste Eskalationsstufe in der Auseinandersetzung mit dem Eigentümer ist. Vergangene Woche Dienstag wurden zwölf Wohnungen in der Hausnummer 48 nach einem entsprechenden Gerichtsbeschluss geräumt. Danach hatten Bauarbeiter Türen zugemauert.
Am Freitag war nach übereinstimmenden Presseberichten eine Sicherheitsfirma in das Haus Nummer 44 eingedrungen. »Die haben Türen eingetreten«, berichtet Diekmann. Die Sicherheitsleute hätten an die Türen geklopft und behauptet sie seien Polizei, berichtet Diekmannn. »Sie haebn die Bewohner*innen bedroht.« Bewohner*innen riefen die Polizei. Nach Angaben des RBB hat diese Strafverfahren wegen des Verdachts der Nötigung und Sachbeschädigung eingeleitet. »Wer dreimal ohne Fahrschein erwischt wird, muss im Zweifel ins Gefängnis. Aber bei solchen krassen Eingriffen in die Unverletzlichkeit der Wohnung passiert augenscheinlich nichts«, empört sich Diekmann.
Schon 2023 war eine Sicherheitsfirma in das Gebäude eingedrungen und hatte mehrere Wohnungen verwüstet. Seitdem gibt es in den Häusern kein warmes Wasser mehr. Und ab November soll die Heizung abgestellt werden. Per Aushang hatte der Versorger Berliner Energie und Wärme Ende September mitgeteilt, dass der Eigentümer entschieden habe, die Versorgung mit Fernwärme nicht fortzuführen. »Die Entmietung ist in vollem Gange«, sagt Diekmann.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.