Protest gegen Riesenaquarium an Rummelsburger Bucht

Am 15. November demonstrieren Kritiker*innen gegen das geplante Riesenaquarium und die Verdrängung an der Bucht

An der Rummelsburger Bucht entsteht das Hotel mit Meerespark »Ocean Berlin«.
An der Rummelsburger Bucht entsteht das Hotel mit Meerespark »Ocean Berlin«.

Rummelsburger Seeblick heißt eine kleine Straße an der Rummelsburger Bucht im Berliner Stadtteil Lichtenberg. Doch der Blick fällt nicht auf einen See, sondern auf eine Baustelle. Dort soll ein umstrittenes Projekt entstehen. Es nennt sich »Coral World« oder auch »Ocean Berlin«. Dabei handelt es sich um ein Riesenaquarium, über das in Superlativen geredet wird. Insgesamt zehn Millionen Liter Wasser sollen die Becken der Anlage fassen. Fische aus aller Welt sollen zu sehen sein. Hinter dem Projekt steht ein internationales Konsortium, das bisher in Spanien, Australien, Israel und auf Hawaii solche Riesenaquarien errichtete. Damit sollen Tourist*innen aus aller Welt angelockt werden. Auch ein Hotel mit 167 Betten soll entstehen.

»Coral World« ist Teil der Umgestaltung der Rummelsburger Bucht. Gegen diese regt sich seit Jahren Protest. »Das Projekt ist ein weiterer Höhepunkt der kapitalistischen Landnahme an der Rummelsburger Bucht. Das alles geschah innerhalb weniger Jahre«, sagt Carsten Fuchs von einer Stadtteilinitiative im Gespräch mit »nd«. Er zeigt auf einen Platz ganz in der Nähe der Baustelle von »Coral World«. »Hier wurde im Februar 2021 ein Obdachlosencamp geräumt. Offiziell hieß es, die Menschen sollen vor der Kälte geschützt werden. Aber in Wirklichkeit hat man mit der Räumung Platz für die Investoren an der Rummelsburger Bucht gemacht«, sagt Fuchs.

Fuchs erinnert daran, dass neben dem Obdachlosencamp auch ein Wagenplatz ganz in der Nähe geräumt wurde. Auch die Häuserzeile Hauptstraße 1–5 wurde abgerissen und damit günstiger Wohnraum vernichtet. Die Mieter*innen wehrten sich lange dagegen. In den vergangenen fünf Jahren gab es viele Proteste gegen den Bebauungsplan Ostkreuz. Die Bürgerinitiative Bucht für alle sammelte Unterschriften für einen alternativen Bebauungsplan und versuchte auch, vor Gericht zu klagen. Erfolgreich waren die Bemühungen nicht. Mittlerweile stehen auf dem Areal rund um die Rummelsburger Bucht, auf dem vor wenigen Jahren noch arme Menschen lebten, teure Lofts, hochpreisige Hotels und nur einige Blocks mit bezahlbaren Wohnungen von der Wohnungsbaugesellschaft Howoge.

Das Aquarium ist der nächste Baustein in der Umgestaltung. Lange war nicht sicher, ob es überhaupt gebaut werden würde. Mehrere Fristen wurden nicht eingehalten. Die Senatsverwaltung änderte extra den Bebauungsplan, damit sich die Investoren nicht mehr an die Fristen halten mussten. Als dann schließlich mit mehrjähriger Verzögerung der Bau des Riesenaquariums begann, gab es keine Proteste mehr. Doch die Gegner*innen des Projekts haben nicht aufgegeben. Am 15. November rufen sie an der Großbaustelle, An der Mole 1, ab 12.30 Uhr zu einer Kundgebung auf. An diesem Tag laden die Investor*innen von »Ocean World« zu einer Baustellenbesichtigung ein. »Wir wollen den Besucher*innen zeigen, dass wir das Projekt wie die gesamte Gentrifizierung der Rummelsburger Bucht weiterhin ablehnen. Und wir wollen noch einmal deutlich machen, dass die Menschen, die hier vorher lebten, nicht widerstandslos gegangen sind«, sagt Fuchs.

An der Kundgebung wollen auch Tierrechtler*innen teilnehmen. Sie sehen in Großprojekten wie »Ocean World« einen Beitrag zur Zerstörung der Meere und Korallenriffe und monieren, dass solche Vorhaben die Klimakrise verschärfen. »›Coral World‹ ist auch aus tierrechtlichen Gründen nicht zu rechtfertigen«, sagt der Landesvorsitzende der Berliner Tierschutzpartei Maxim Seeck zu »nd«. Auch die Grünen lehnen das Projekt ab. »Niemand braucht an dieser Stelle ein weiteres Riesenhotel mit einem überteuerten Aquarium für Tourist*innen. Berlin könnte das Grundstück in bester Lage selbst gebrauchen für dringend benötigte bezahlbare Wohnungen und als Flächen für Sport, Erholung und Kultur«, sagt Julian Schwarze, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus. Da ist er sich mit Michael Efler von der Linkspartei einig. Auch dieser ist der Meinung, dass ein weiteres Hotel mit Aquarium an der Rummelsburger Bucht nicht gebraucht wird.

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