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463 Einkommensmillionäre in Brandenburg

Bundestagsabgeordneter Görke fordert höhere Besteuerung

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Das »Vermögenmagazin« schätzte den Besitz von Fernsehmoderator Günther Jauch dieses Jahr auf rund 55 Millionen Euro.
Das »Vermögenmagazin« schätzte den Besitz von Fernsehmoderator Günther Jauch dieses Jahr auf rund 55 Millionen Euro.

In Brandenburg leben 463 Menschen, deren Jahreseinkommen sich auf eine Million Euro und mehr beläuft. Besser gesagt: so viele waren es vor vier Jahren. Denn die Zahl stammt aus der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik von 2021. Eine jüngere Erhebung gibt es nicht. Möglicherweise ist die bis dahin gestiegene Zahl der Einkommensmillionäre im Bundesland seitdem noch weiter nach oben gegangen. Den Bundestagsabgeordneten und ehemaligen Brandenburger Finanzminister Christian Görke (Linke) würde es nicht wundern. Schließlich habe sich die Zahl der Vermögenden erhöht. Da wäre es nachvollziehbar, wenn sich herausstellen sollte, dass es mittlerweile auch mehr Einkommensmillionäre gibt.

»Bei uns fühlen sich die Millionäre wohl«, bemerkt Görke spitz. Der Politiker stellt im Berliner Umland eine gewisse Häufung der Spitzenverdiener fest, wenn er den hiesigen Bevölkerungsanteil der Einkommensmillionäre mit dem Wert anderer ostdeutscher Bundesländer vergleicht.

Einzelne können eine Million Euro durchaus mit eigener Berufstätigkeit verdienen, etwa als Fußballprofi, Sparkassendirektor oder Konzernvorstand. Das große Geld jedoch entsteht aus vorhandenem Vermögen – durch Aktienbesitz und -spekulation, durch Vermietung von Wohnungen und Verpachtung von Land, durch Profitmacherei in der Wirtschaft.

Immerhin 307 der 463 Brandenburger Einkommensmillionäre haben 2021 auch Einkünfte aus nicht selbstständiger Arbeit erzielt. Das geht aus Auskünften hervor, die Görke und andere Abgeordnete der Linksfraktion beim Bundessozialministerium einholten. In Berlin gab es demnach übrigens 1601 Einkommensmillionäre, in ganz Deutschland 34 509. Das Durchschnittseinkommen in der Bundesrepublik betrug im vergangenen Jahr lediglich 62 000 Euro. Die Hälfte der Bevölkerung bekam weniger als 52 000 Euro.

»Ich gönne es ja jedem«, beteuert der Abgeordnete Görke mit Blick auf die Reichen. »Aber dann sollten sie sich mit einer Vermögenssteuer oder einem höheren Spitzensteuersatz an der Finanzierung von Bund und Ländern beteiligen«, meint er. »Da rede ich noch nicht einmal über die Erbschaftssteuer. Das ist noch mal ein anderes Thema.«

Der Spitzensteuersatz beträgt aktuell 42 Prozent, der Höchststeuersatz von 45 Prozent wird bei Einkommen oberhalb von 277 826 Euro fällig. Unter Kanzler Helmut Kohl (CDU), der bis 1998 regierte, lag der Spitzensteuersatz noch bei 53 Prozent. Gesenkt hat ihn die nachfolgende Regierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD).

Müssten Millionäre mehr Steuern entrichten, so würden sie immer noch Millionäre bleiben, erinnert Görke. Vermögen werde in der Bundesrepublik zu gering besteuert, Arbeit im Vergleich der OECD-Staaten zu hoch. Die früher für große angehäufte Summen fällige Vermögenssteuer wird seit 1997 nicht mehr erhoben.

In einer Art Volksabstimmung des Vereins Abstimmung 21 haben sich von 63 064 Teilnehmern bundesweit 89,5 Prozent dafür ausgesprochen, dass eine Steuer für Vermögen oberhalb von 100 Millionen Euro eingeführt wird. Das teilte der Verein am Montag mit. »Es wäre wirklich an der Zeit, dass man sich der Vermögenssteuer annimmt, damit sehr reiche Menschen ihren fairen Anteil bezahlen«, reagierte Politikwissenschaftlerin Martyna Linartas. Sie schrieb das Buch »Unverdiente Ungleichheit«.

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