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Friedenspreis für die Nato: Ein Treppenwitz
Jana Frielinghaus über die Auszeichnung der Nato mit dem Internationalen Preis des Westfälischen Friedens
Wenn alle, die je einen Friedenspreis bekommen haben, ihr Leben fortan tatsächlich nur noch dem Kampf gegen Militarisierung gewidmet oder wenigstens von unfriedlichem Tun abgelassen hätten – unser Planet wäre heute vielleicht ein anderer. Ein Ort, an dem die Menschheit Kapazitäten hätte, gemeinsam ihre existenziellen Probleme zu lösen: Erhalt von Lebensraum in der Klimakrise, Energie- und Verkehrswende, Beseitigung von Armut und Hunger. Stattdessen werden unentwegt Leute und Organisationen ausgezeichnet, die in ziemlich unfriedliche Machtkämpfe verwickelt oder gar für illegale kriegerische Akte verantwortlich sind. Und die ihren Teil dazu beitragen, dass heute wieder eine Sekunde der Unbesonnenheit Einzelner reicht, einen Atomkrieg auszulösen. Die Nato ist so eine Organisation, und trotzdem erhält sie den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens, wie die verleihende Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe jetzt mitteilte.
Natürlich gibt es verdiente Friedenspreisträger wie das Internationale Anti-Atomwaffenbündnis ICAN oder den Musiker Daniel Barenboim, der 2010 den Münsteraner Preis erhielt – für seinen Kampf um Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern. Aber immer wieder sind solche Ehrungen letztlich politische Einflussnahme, die mit der Förderung ziviler Konfliktlösungen nichts zu tun hat. Die jetzige soll offenbar dem Mantra »Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor« höhere Weihen verleihen. Denn die Nato arbeitet hart an eben jener Kriegsvorbereitung, während sie Konflikte immer wieder eskalierte, statt ihre Beilegung zu voranzutreiben.
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