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Chilenische Einsiedlerspinne: Sechs Augen im Keller
Ein Handwerker entdeckt exotische Giftspinnen in Tübingen
In einem nicht öffentlich zugänglichen Keller eines Hörsaalzentrums der Universität Tübingen sind etwa 20 chilenische Giftspinnen aufgetaucht. Hubert Höfer, Leiter der Zoologie am Naturkundemuseum in Karlsruhe, hat die Tiere bestimmt: Es handelt sich um die Chilenische Einsiedlerspinne (Loxosceles laeta). Vermutlich wurde sie aus Südamerika unbemerkt eingeschleppt. Sie hat sechs Augen und erreicht mit ausgestreckten Beinen einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern. Sie ist überaus schnell und agil, gilt aber nicht als aggressiv.
Trotzdem gehört die Spinne zu den gefährlichsten der Welt – denn für ihr Gift gibt es kein Gegenmittel. In Chile sterben jedes Jahr etwa 450 Menschen nach einem Biss, berichten Kliniken. Da die Tiere nachtaktiv sind, ereignen sich die meisten Bissunfälle nachts – beim Umziehen, Zubettgehen oder Schlafen. Deshalb wird der Bevölkerung geraten, dunkle Zimmerecken, Nischen und Kleiderschränke vor dem Schlafengehen gründlich zu reinigen.
Wie lange die Spinnen in Tübingen schon leben, kann Höfer nicht sagen. Rund ein Jahr kommen die Tiere ohne Nahrung aus, beißen sie dann, ist der Biss umso giftiger. Opfer berichten von starken Schmerzen, die Haut an der Bissstelle stirbt ab, Organe werden geschädigt. Der Zoologe rät der Uni dazu, Klebefallen aufzustellen. Los wird man die Tiere aber nur schwer: In Helsinki wurden Einsiedlerspinnen bereits vor 60 Jahren entdeckt. Seitdem lebt dort eine Kolonie, ebenfalls in einem Universitätsgebäude. Zwischenfälle gab es bislang nicht. Heimisch werden die Tiere in Deutschland aber vermutlich nicht – dafür sind die Temperaturen, vor allem im Winter, zu kalt.
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