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Bayerns Fußballerinnen dürfen gegen Arsenal auf die große Bühne

Die Münchenerinnen empfangen die Titelverteidigerinnen aus London in der Arena

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Endlich wieder in der großen Arena: Bayern Münchens Frauen empfangen Arsenal London.
Endlich wieder in der großen Arena: Bayern Münchens Frauen empfangen Arsenal London.

Auf der Homepage des FC Bayern wird gerade dick aufgetragen. »Meilensteine, Magie und große Momente« heißt es da – um vor dem Heimspiel in der Champions League an diesem Mittwoch gegen die Titelverteidigerinnen von Arsenal London an die bisherigen fünf Auftritte der Münchner Fußballerinnen in der großen Arena zu erinnern. Angeblich habe sich seit der Premiere im März 2022 gegen Paris Saint-Germain »in Münchens Fußball-Kathedrale eine neue Ära aufgetan«.

Damals kamen gerade mal 13 000 Zuschauer. Und so richtig überzeugt war der damalige Vorstand um Oliver Kahn zu diesem Zeitpunkt von seiner Frauen-Abteilung nicht. Die streitbare Direktorin Bianca Rech erzählte einmal, sie habe »innerhalb des Vereins gegen viele Wände laufen« und »einige weiße Männer überzeugen« müssen. Heute genügt der Kader internationalen Ansprüchen und ist der nationalen Konkurrenz enteilt.

Hypothek in der Ligaphase

In der Bundesliga winkt den Münchnerinnen bei aktuell sechs Punkten Vorsprung der vierte Titel in Folge. Doch auch in der Champions League soll endlich mehr herausspringen. Nur einmal schaffte es der FC Bayern bislang ins Halbfinale: Endstation war 2019 der FC Barcelona, der den bayerischen Fußballerinnen zum Auftakt dieser Spielzeit mit einem 7:1 sogar eine Lehrstunde erteilte. Diese Hypothek schleppt das Team von Trainer José Barcala durch die neue Ligaphase, in der sich nur die besten vier direkt fürs Viertelfinale qualifizieren. Der neue spanische Coach ist sich dennoch sicher: »Wir können die Champions League früher oder später gewinnen.«

Groß ist der Druck nicht nur sportlich. Der Verein sucht nach einer passenden Spielstätte für seine Frauen und will dafür den Sportpark Unterhaching erwerben. Der Campus mit seinen 2500 Plätzen ist zu klein, die Arena mit 75 000 zu groß. »Wir fühlen uns superwohl auf dem Campus, haben hier in allen Spielen ein ausverkauftes Haus. Aber der Frauenfußball boomt so sehr«, setzt sich auch DFB-Kapitänin Giulia Gwinn für eine neue Lösung ein.

Einmaliger Meilenstein

Gwinn ist seit Kurzem mit ihrem Bachelor Sportmanagement fertig, Thema der Abschlussarbeit war »Die Entwicklung des Frauenfußballs am Beispiel des FC Bayern«. Die 26-Jährige wünscht sich schon lange mehr Mut, die große Bühne zu bespielen. In der vergangenen Saison spielten die Frauen des Double-Gewinns kein einziges Mal in der Arena im Münchner Norden.

Im Sommer markierte das Eröffnungsspiel der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen vor der neuen Rekordkulisse von 57 762 Zuschauern dann tatsächlich einen Meilenstein. Doch es könnte ein einmaliges Event gewesen sein, das seinen Reiz noch aus der rauschhaften EM in der Schweiz bezog. Vor zwei Wochen vermeldeten die Bayern, für die Arsenal-Partie 10 000 Tickets verkauft zu haben. Damit sind nicht mal die Betriebskosten gedeckt. Die bisherige Bestmarke für eine internationale Begegnung von 24 000 Fans vom Dezember 2022 gegen Barcelona wird nicht erreicht.

Arsenal als Vorbild

Arsenals Fußballerinnen machen in London vor, wie aus dem großen Stadionerlebnis Gewinn generiert wird. Seit dieser Saison spielen die Frauen durchgängig im Emirates Stadium, der Schnitt liegt bei fast 29 000 Zuschauern. Kein Klub setzt in der englischen Women’s Super League mehr Geld um: Laut einer Deloitte-Studie lagen die Erlöse in der Spielzeit 2023/24 bei 17,9 Millionen Euro.

Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen verriet jüngst auf der Mitgliederversammlung, dass die Fußballerinnen des Klubs vier Millionen Euro erwirtschaften würden. Der Gehaltsetat habe sich allerdings in kürzester Zeit verdoppelt, der Aufwand liegt inzwischen im zweistelligen Millionenbereich. Dreesen will die Investitionen nicht weiter erhöhen, weil er nicht glaube, »dass das Abzwacken anderer Budgets der Sache dient«. Dafür gab es vonseiten der Fans viel Kritik. Vereinsmitglied Thomas Jaud ging bei der Mitgliederversammlung sogar ans Rednerpult, um zu fordern: »Will der FC Bayern auch in Zukunft eine große Rolle im Frauenfußball spielen und meint er es ernst mit den Ambitionen in der Champions League, dann muss eher gestern als heute investiert werden!«

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