Alexander King: BSW-Einzelkämpfer eröffnet zweites Büro

Alexander King (BSW) eröffnet ein neues Bürgerbüro – meilenweit von seinem Wahlkreis entfernt

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Für das BSW ist die Uhr noch nicht abgelaufen: Eins der Geschenke zur Büroeröffnung.
Für das BSW ist die Uhr noch nicht abgelaufen: Eins der Geschenke zur Büroeröffnung.

100 Quadratmeter groß ist das neue Bürgerbüro des Berliner Abgeordneten Alexander King (BSW) in der Bizetstraße 124. Gleich am Samstag um 17 Uhr erweist es sich als zu klein für die vielen Gäste, die zur Eröffnung kommen. Der Platz reicht hinten nicht, schon bevor nach etwas mehr als einer Stunde Sahra Wagenknecht dazustößt, und auch vorn nicht, wo das Buffet aufgebaut ist. Überall drängeln sich Menschen bis hinaus vor die Tür unter ein aufgestelltes Partyzelt, das etwas Schutz vor dem Regen bietet. »Ihr könnt ruhig aufrücken«, bittet King die Leute nahe zu sich heran, damit noch mehr in die Räume passen. Es gelten hier keine Bannmeile und keine Corona-Abstandsregeln, wird prompt gewitzelt. Immer wieder geht das Licht aus, weil sich Gäste aus Versehen an einem Lichtschalter an der Wand lehnen.

Auf dem Tisch hinter King liegt eine Packung Mischka-Konfekt aus der Moskauer Fabrik »Rote Oktober«. Sie sieht aus, als sei sie lange vor dem 2022 in der Ukraine entfesselten Krieg nach Deutschland eingeführt worden. Auf einem Tisch in einem anderen Raum liegt eine Wanduhr mit einem Foto von Alexander King und Sahra Wagenknecht auf dem Ziffernblatt. Die Uhr ist ein Geschenk zur Büroeröffung. »Ein bisschen Personenkult darf sein«, ulkt ein Mann in Anbetracht des Vorwurfs, beim BSW drehe sich alles um die scheidende Bundesvorsitzende Wagenknecht.

Seit vier Jahren hat der für die Linken ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogene und dann zum BSW übergelaufene Alexander King ein Wahlkreisbüro in Mariendorf tief im Südwesten der Hauptstadt. Dort will er bei der nächsten Abgeordnetenhauswahl im September 2026 auch wieder antreten. Damit seine Partei bis dahin mehr in der Stadt präsent ist, hat er nun das zweite Bürgerbüro im Nordosten Berlins in Weißensee eingerichtet. »Es sind nur die ersten zwei von ganz vielen Wahlkreisbüros, die wir dann ab September haben werden«, sagt King voraus. Seit seinem Austritt aus der Linksfraktion sitzt er als Einzelkämpfer im Parlament und hofft, nach der Wahl Verstärkung zu erhalten. Bei seinen Parteifreunden kommt dieser Optimismus ausgezeichnet an. Sie jubeln. Am 24. Februar soll die BSW-Landesliste mit den Kandidaten für die Abgeordnetenhauswahl aufgestellt werden.

In den Umfragen pendelt das Berliner BSW zwischen vier und sieben Prozent. Bei der Bundestagswahl im Februar kam es auf 6,7 Prozent – in der Gegend des neuen Bürgerbüros sogar auf etwa acht. Von den aktuell 330 BSW-Mitgliedern in Berlin wohnen allein 40 im Bezirk Pankow, darunter direkt hier ein Stück weiter in der Bizetstraße die Landesvorsitzende Josephine Thyrêt. Wie Alexander King sagt, werde sich die Mitgliederzahl bereits in Kürze erheblich erhöhen, weil der Landesverband 1200 neue Mitglieder aufnehme.

»Es sind nur die ersten zwei von ganz vielen Wahlkreisbüros, die wir dann ab September haben werden.«

Alexander King BSW-Abgeordneter

»Wir wollen hier einen Ort der Begegnung haben«, erklärt der Abgeordnete. Das Bürgerbüro solle aber auch der Aktivierung und Mobilisierung dienen. Denn es gebe in Deutschland viel, wogegen man angehen müsse, etwa die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Als Gäste der Büroeröffnung begrüßt King mit Gerold Lehmann den BSW-Vizelandesvorsitzenden aus Mecklenburg-Vorpommern und ganz herzlich »trotz allem« die Brandenburger BSW-Landtagsabgeordnete Jenny Meyer, deren Namen er sich sicherheitshalber noch einmal schnell zuflüstern lässt. Meyers Fraktion zerlegt sich gerade in einem Streit über die Medienstaatsverträge. Vier Abgeordnete sind aus der Partei bereits ausgetreten.

Bevor Sahra Wagenknecht auftaucht, werden 650 Euro gesammelte Spenden an den Palästinenser Fouad El-Haj übergeben, der nach eigenen Angaben vor einem Monat eine Suppenküche im schwer zerstörten Gaza eröffnet hat. Für dieses Hilfsprojekt könne er das Geld gut gebrauchen, erzählt er. Er fühle sich in Deutschland wie Don Quijote im Kampf gegen Windmühlenflügel beim Widerstand gegen den Völkermord an den Palästinensern, sagt El-Haj. Er freue sich, dass es mit dem BSW eine Partei an seiner Seite gebe, und ermuntert die Anwesenden: »Gebt nicht auf!«

Schließlich erscheint Wagenknecht. Wieder brandet Jubel auf. Die Leute drängeln sich um diese Frau, fotografieren und filmen sie. Wer Wagenknecht hier erleben will, muss sich rechtzeitig einen Platz in dem Raum gesichert haben, in den sie geführt wird, oder zumindest so nah an der Tür stehen, dass er sie noch hören kann.

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