Konstantin Wecker: Abschied von einer Heldeninszenierung

Konstantin Wecker stilisiert sich gern als Barde des Edlen und Guten. Jetzt erfahren wir: Er hatte eine Beziehung zu einer Minderjährigen

Minderjährige – Konstantin Wecker: Abschied von einer Heldeninszenierung

Oft wird als »links« empfunden, wenn jemand sich von Bühnen herunter oder in Talkshows lautstark und risikofrei für das Gute auf der Welt einsetzt. Lieder gegen Nazis singen, bei »Künstler für den Frieden« mitmachen – so was alles macht es der Fangemeinde leicht, den Künstler als Helden und als wahrhaftig zu begreifen. Da verzeiht man gern jede Eskapade und jeden Drogenkonsum, denn die arme Künstlerseele ist ja Leidtragende einer Welt voller Grausamkeit.

Problematisch wird es, wenn der Künstler zum Opfer des eigenen messianischen Selbstentwurfs wird. Drogen anzunehmen oder auszuschlagen, ist ja weitgehend noch sein Privatproblem. Werden dem singenden, klimpernden Verkünder allerdings verletzliche Seelen zu Füßen gelegt, erfolgt die Probe, was seine heroische Selbststilisierung wert war.

Der »Süddeutschen Zeitung« hat eine Frau berichtet, wie sie 2011 als 15-Jährige in den Sog des Sängers Konstantin Wecker geraten ist. Nach einem Konzert habe er regelmäßig den Kontakt zu ihr gesucht, regelmäßig musste sie Wutausbrüche von ihm über sich ergehen lassen, nach anfänglichem Widerstreben ging sie auch eine sexuelle Beziehung mit ihm ein, da war sie 16. Noch heute leide sie unter den Folgen.

Und der Sänger Wecker (78) reagiert wie? Natürlich. Er schickt seinen Anwalt los. Der Anwalt trägt das eine oder andere vor, was zwar zerknirscht, aber nicht juristisch angreifbar klingt. Fazit: »Er kann sich an die damalige Zeit kaum erinnern.« Oder auf Deutsch: Der Held, er kneift. Vor seiner Verantwortung. Vor sich selbst. Jemand sollte ein Lied über ihn schreiben.

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