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BSW und AfD: Querfront-Romantik

Patrick Lempges über die verbotene Liebe zwischen BSW und AfD

Alice Weidel (l), Parteichefin der AfD, und Sahra Wagenknecht (BSW) sind Protagonistinnen abstruser Fanfiction.
Alice Weidel (l), Parteichefin der AfD, und Sahra Wagenknecht (BSW) sind Protagonistinnen abstruser Fanfiction.

Seit Jahren fantasieren Politik-Nerds in den Tiefen des Internets eine verbotene Lovestory zwischen Alice Weidel (AfD) und Sahra Wagenknecht (BSW) herbei – »Weidelknecht«. »Gegensätze ziehen sich an«, so das Leitmotiv der pubertären Posse, wobei es mittlerweile eher heißen müsste: »Gleich und gleich gesellt sich gern.«

Nach Monaten der Anbiederung des BSW an die AfD erklärte diese nun, dass sie für die vom BSW geforderte Neuauszählung der Bundestagswahl stimmen werde. Die Charme-Offensive scheint Früchte zu tragen, so forderte Wagenknecht einen »fairen Umgang« mit der AfD und ihre Einbindung in politische Entscheidungen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende des BSW im Brandenburger Landtag, Christian Dorst, stolperte über seine wohlwollende Reaktion auf den AfD-Chef Sachsen-Anhalts, Ulrich Siegmund. Dieser hatte erklärt, er wolle sich nicht anmaßen zu bewerten, ob die Nazi-Zeit das Schlimmste der Menschheit gewesen sei. Dorst witterte darin sokratische Weisheit nach dem Motto: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Von der inhaltlichen Nähe in Sachen Migration, Russland und Klimaschutz-Skepsis ganz zu schweigen.

Doch auch wenn in Teilen der AfD Sympathien für Wagenknecht existieren, geht es ihnen bei der Befürwortung einer Neuauszählung nicht ums BSW oder das »Vertrauen in freie Wahlen«, sondern um den Sturz der Regierung. Ein Einzug des BSW in den Bundestag würde die Regierung die Mehrheit kosten und die Union vor die Wahl stellen: die Grünen ins Boot holen oder Merz absägen und mit der AfD kooperieren. Letzteres ist wahrscheinlicher. Sorry BSW, die Blauen haben nur Augen für die Union.

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