Zohran Mamdani: Der Trump Flüsterer

Patrick Lempges über den Umgang zwischen Trump und Mamdani

Zohran Mamdani hat es geschafft, die angespannte Lage mit Donald Trump vorerst zu deeskalieren.
Zohran Mamdani hat es geschafft, die angespannte Lage mit Donald Trump vorerst zu deeskalieren.

Vergangenen Samstag empfing Donald Trump den künftigen New Yorker Bürgermeister und demokratischen Sozialisten Zohran Mamdani im Oval Office. Statt der zu erwartenden Tirade trumpscher Unverschämtheiten präsentierte sich der US-Präsident ungewohnt diplomatisch. Er behandelte Mamdani nicht nur fair, sondern überschwänglich positiv – und rettete damit wohl so manche familiäre Debatte am Essenstisch, am kommenden Thanksgiving. »Wir waren uns in viel mehr einig als ich dachte«, erklärte Trump zufrieden.

Dessen Zuneigung für Mamdani kam überraschend, so hatte Trump ihn schon als »irren Kommunisten« bezeichnet und damit gedroht, New York staatliche Gelder zu entziehen und Mamdani selbst festnehmen zu lassen. Dass New Yorks designierter Bürgermeister den Präsidenten so weit einhegen konnte, spricht für seine Fähigkeit, Menschen – ohne Selbstverleugnung – auf seine Seite ziehen zu können. Mamdani zog seine Kritik an Trump jedenfalls nicht zurück. Trump hingegen nahm ihn bei Fragen von Journalisten mehrfach demonstrativ in Schutz. Auf die Frage, ob Mamdani Trump weiter als »Faschisten« bezeichnen würde, fiel ihm Trump ins Wort: »Das ist schon in Ordnung. Du kannst einfach ›Ja‹ sagen. Das ist einfacher, als es zu erklären.« Dieser Satz steht sinnbildlich für die wahnwitzige Zeit, in der wir leben, in der es einen weniger überrascht, dass der Präsident der USA kein Problem damit hat, als Faschist zu gelten, als dass er einen politischen Gegner zuvorkommend, gar freundlich behandelt.

Linke Kritiker*innen, die in Mamdanis Besuch in Washington D.C. eine Art Verrat wittern, sollten einen Gang zurückschalten. Was war die Alternative? Die militärische Bewaffnung der NYPD als Speerspitze der marxistisch-leninistischen Avantgarde im Bürgerkrieg gegen die Regierung? Wohl kaum. Das Egomanagement des Präsidenten zu bedienen war äußerst clever von Mamdani: Er sprach positiv über Trump-Wähler*innen in New York, nahm ihre sozialen Nöte ernst und präsentierte die Senkung des Preisniveaus als gemeinsames Ziel. Trump biss dankbar an.

Die wahren Gründe, für Trumps plötzliche Sympathie liegen ohnehin jenseits politischer Inhalte. Trump hat ein Auge für Talent – er liebt Gewinner. Ob als TV-Showhost oder im Privaten, Trump umgibt sich gerne mit erfolgreichen Menschen und denen, die er als Sieger und Macher begreift. Mamdani passt perfekt in dieses Raster: Ein Underdog der sich – wie Trump – mit einem populistischen Wahlkampf gegen die alte politische Elite durchsetzen konnte. Er ist ein charismatischer Redner mit einer Zukunftsvision für die Stadt, aus der Trump stammt und die ihm besonders am Herzen liegt. Hinzu kommen der momentane mediale Hype um Mamdanis Person und die Möglichkeit, der verhassten Führung der Demokraten eins auszuwischen – schon war die Mischung perfekt.

Manchmal liegt politische Strategie in schlichter Eitelkeitsmassage. Wie lange diese Bromance hält, ist völlig offen. Doch hätte Trump clevere linke Berater, könnten sie ihm vermutlich sogar eine staatliche Krankenversicherung verkaufen – solange sie nur »Trumpcare« hieße.

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