Militärisches Milliardengrab in Deutschland gelandet

Erstes Bundeswehr-Spionageflugzeug kommt für endgültigen Umbau in Hamburg an

Die 2019 aus Airbus ausgegründete Firma Hensoldt kann sich auf weitere Auftrage für die fliegende Abhörtechnik freuen.
Die 2019 aus Airbus ausgegründete Firma Hensoldt kann sich auf weitere Auftrage für die fliegende Abhörtechnik freuen.

Das erste deutsche Pegasus-Spionageflugzeug ist laut einem Bericht des Magazins »The Aviationist« vergangene Woche auf dem Hamburger Flughafen gelandet. Die auf einem Businessjet der Firma Bombardier basierende Maschine kam aus Wichita im US-Bundesstaat Kansas, wo sie Umbauten erhielt und Testflüge absolvierte. Nun beginnt Lufthansa Technik mit der Installation der elektronischen Signalaufklärung namens Kalætron. 2027 soll die Maschine an die Bundeswehr übergeben werden.

Kalætron ist ein Abhörsystem, das von Airbus entwickelt wurde. Nach der Ausgründung der Verteidigungselektronik-Sparte wird es heute von der deutschen Firma Hensoldt gebaut. Kalætron deckt ein weites elektromagnetisches Spektrum ab und verfügt über eine Reichweite von etwa 400 Kilometern.

Zwei weitere Bombardier-Flugzeuge befinden sich noch für Umbauten in den USA, sie werden dann ebenfalls von Lufthansa mit Kalætron ausgerüstet. Als Teil des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 »Immelmann« werden die drei Maschinen schließlich zusammen mit Tornado-Flugzeugen und großen Militärdrohnen aus Israel auf dem Luftwaffenstützpunkt Jagel oder in Hohn – beide liegen in Schleswig-Holstein – stationiert.

Pegasus soll eine Lücke schließen, die durch die Außerdienststellung veralteter Spionageflugzeuge im Jahr 2010 entstanden ist. Das Vorhaben ist mit einem der größten Rüstungsskandale der Bundesrepublik verknüpft: Ursprünglich sollte die Abhörtechnik in mehrere, aus den USA bestellte Riesendrohnen vom Typ Euro Hawk eingebaut werden – ein Projekt, das vor über einem Jahrzehnt beinahe zum Rücktritt des damaligen Verteidigungsministers Thomas de Maizière (CDU) geführt hatte und rund eine Milliarde Euro verpulverte. Auch der geplante Einbau in andere US-Drohnen wurde nach Jahren verworfen.

Geblieben ist für die bemannten Systeme aber der Name Pegasus – die Abkürzung steht übersetzt für »Dauerhaftes deutsches Luftüberwachungssystem«. Die Bestellung der Bombardier-Flugzeuge erfolgte 2021, kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die Kosten für die drei Maschinen veranschlagt das Verteidigungsministerium mittlerweile mit 1,75 Milliarden Euro; das Programm wird seit 2023 aus dem Sondervermögen der Bundeswehr finanziert. Laut dem Militärmagazin »Hartpunkt« plant die Bundeswehr die Beschaffung von drei bis sechs zusätzlichen Pegasus-Systemen.

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