Die Schattenseite der Schifffahrt

Für den CO2-Ausstoß auf den Meeren gibt es bisher keine Obergrenzen

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Schifffahrt gilt als klimafreundlich. Pro Kilometer Transportweg und pro Tonne Fracht stößt sie im Vergleich zum Auto oder Flugzeug relativ wenig CO2 aus, doch die Masse macht's. Deshalb gibt es Forderungen, die Branche in die Reduktionsverpflichtungen mit aufzunehmen.

Schiffe haben einen Anteil von 70 bis 80 Prozent am Welthandel. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass die Schornsteine etwa 1,2 Milliarden Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in die Luft pusten. In den nationalen CO2-Budgets kommt diese Zahl allerdings nicht vor. Tarjei Haaland von Greenpeace Dänemark hat die dänische Regierung jetzt aufgefordert, als Gastgeber beim nächsten Klimagipfel 2009 in Kopenhagen dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Für Dänemark würde sich die nationale CO2-Bilanz merklich verschlechtern, da die Reedereien des Landes etwa zehn Prozent der Welthandelsflotte kontrollieren.

Die größte Containerreederei der Welt, die dänische A.P. Møller-Mærsk-Reederei, legte kürzlich erstmals konkrete Zahlen über den Umfang des CO2-Ausstoßes ihrer rund 1000 Schiffe sowie ihrer Öl- und Gasplattformen vor. Diese emittieren zusammen 40 bis 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre. Bevölkerung und der andere Teil der Wirtschaft Dänemarks kamen 2006 auf 52,5 Millionen Tonnen.

Die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO arbeitet gegenwärtig an Richtlinien, wie der maritime CO2-Ausstoß geregelt und begrenzt werden kann. Der dänische Reedereiverband, der an dieser Arbeit aktiv teilnimmt, verwies in einer Veröffentlichung darauf, dass beispielsweise die Regelungen zur Begrenzung des Schwefelausstoßes technische Grenzen für die Verbesserung der Energieeffizienz von Schiffsmotoren setzen.

Nach Reeder-Angaben sind heute gebaute Schiffe bereits 20 Prozent effizienter als in den 70er Jahren. Dies wurde durch reibungsvermindernde Unterwasseranstriche, strömungsfreundliches Design der Schiffsrümpfe und verbesserte Antriebspropeller erreicht. »Wir stehen vor einer riesigen Herausforderung auf dem Umweltgebiet, aber die Mærsk-Flotte mit ihren modernen und neuen Schiffen hat einen guten Ausgangspunkt«, sagte Konzernchef Nils Smedegaard Andersen. Der zuständige Mærsk-Direktor Knud Pontoppidan unterstrich den internationalen Aspekt möglicher Lösungen: »Wir sind bereit, alle IMO-Forderungen zu erfüllen, aber das setzt voraus, dass beispielsweise die USA und China mit einbezogen sind. Dänemark oder die EU können das Problem nicht allein lösen. Wir hätten dann bald keine Handelsflotte mehr.«

Auch Dänemarks Umweltministerin, Connie Hedegaard, sprach sich für eine internationale Lösung aus. »Es wäre nicht akzeptabel, wenn Dänemark CO2-Quoten für gecharterte Schiffe anderer Länder, die Waren zwischen China und den USA transportieren, übernehmen müsste«, so die Ministerin. Sie macht sich für freiwillige Selbstverpflichtungen der Reedereien in aller Welt stark. Politischen Druck und staatliche Vorschriften hält die Ministerin nicht für opportun.

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