Nationale Euphorie

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: 1 Min.

Premiere am Nabel der Filmwelt: Bei der 80. Oscar-Verleihung erhielt Österreich zum ersten Mal den Preis für den besten fremdsprachigen Film: »Die Fälscher« von Regisseur Stefan Ruzowitzky, eine deutsch-österreichische Koproduktion mit hervorragenden Darstellern (Karl Markovics, August Diehl, Devid Striesow). Er beruht auf den Erinnerungen des letzten lebenden Zeitzeugen des »Unternehmens Bernhard«: Die Nazis wollten im KZ Sachsenhausen mit der Produktion von falschen Pfund- und Dollarnoten durch eine Gruppe von Gefangenen den »Endsieg« sichern, ein auch in Europa relativ unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte. Er steht in der Tradition bester antifaschistischer Filme.

Nicht von ungefähr erinnerte der 46-jährige Ruzowitzky in seiner Dankesansprache an Regisseure wie Billy Wilder, die von den Nazis ins Exil getrieben wurden. Die einen großen Anteil daran hatten, dass Hollywood das Zentrum der Filmproduktion weltweit wurde. »Die Fälscher« werden derzeit in den USA in ausverkauften Kinos gezeigt. Das liegt auch an dem besonderen Interesse der Amerikaner am Umgang des einstigen Kriegsgegners mit seiner Geschichte. In Österreich löste der Oscar-Gewinn »nationale Euphorie« aus. Bei der Aufarbeitung seiner Nazi-Vergangenheit tut sich die Alpenrepublik jedoch noch immer schwer.

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