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Jahr der Kartoffel fängt gut an

Testanbau für Gentech-Knolle Amflora in Brandenburg geplant

  • Michael Bolz
  • Lesedauer: 2 Min.
Die UN hat 2008 zum »Jahr der Kartoffel« ausgerufen. Damit will die Weltorganisation das Bewusstsein der Menschen für die Bedeutung dieses Erdapfels als Grundnahrungsmittel schärfen und den negativen Folgen industriellen Kartoffelanbaus, wie zum Beispiel dem Verlust der Biodiversität, entgegenwirken. Ob der Versuchsanbau der Gentech-Knolle »Amflora« des Chemieriesen BASF in Brandenburg dazu passt?

Biobauern, Imker, Gärtner, Schäfer und auch einfache Lebensmittelkonsumenten in der Region um Müncheberg (Mark) sind sauer. Die BASF Plant Science GmbH möchte auf einem Acker nahe dem Ort demnächst die genveränderte Kartoffelsorte Amflora ausbringen. Die Greenpeace-Aktivistin Ulrike Brendel weist darauf hin, dass eine vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Auftrag gegebene Untersuchung aufzeigte, dass die genveränderte Kartoffel EH92-527-1 (Amflora) bei Tieren Veränderungen des Blutes und der Milz hervorrufen kann.

Zweck des Versuchsanbaus bei Müncheberg ist nach BASF-Angaben die Gewinnung von Daten über die Veränderungen in der Natur durch den Anbau der Gentech-Kartoffeln. Der Landwirt Dr. Reiner Dittmar, auf dessen Acker die umstrittenen Knollen gepflanzt werden sollen, sieht sich eigentlich ziemlich unbeteiligt: Er stelle das Feld zur Verfügung, ansonsten seien die Kartoffeln Sache der BASF, »damit habe ich nichts zu tun.« Dittmar sieht die Bevölkerung »durch die Politik, durch Greenpeace, durch Umweltverbände, durch Bio-Bauern manipuliert, einseitig orientiert«. Gene seien doch in jeder Pflanze und wenn dann die Gendreck-weg-Aktivisten »Achtung Gen-Mais« ans Feld schreiben, »dann haben die den Gen-Dreck im Kopf und nicht auf dem Feld«. Schließlich sei Gentechnik auch nur eine Methode der Pflanzenzüchtung.

Anders als der Müncheberger Landwirt sieht der Ökologische Ärztebund in seinem Ärztebrief einen deutlichen Unterschied zwischen klassischer und gentechnischer Züchtung. Die »klassische Züchtung arbeitet mit Organismen der gleichen Art und nahen Verwandten.« Gentechnik dagegen übertrage Erbanlagen über Artgrenzen hinweg in Empfängerorganismen.

Ungeteilt ist allerdings auch die Begeisterung von Bauer Dittmar nicht. Denn er sieht die Gefahr einer Abhängigkeit der Landwirte von den Agrar- und Biotechnologiekonzernen. Etwa der herbizidresistente Raps von Monsanto. »Wenn ich den säe, dann muss ich deren Herbizid nehmen.« In diesem Fall würde der Bauer von Monsanto abhängig, weil die Pflanze nur die Spritzmittel von Monsanto verträgt. Erst einmal muss Dittmars Unternehmen Agrar GbR die Abhängigkeit von den eigenen Abnehmern verkraften. Ein Kunde, der von 100 Hektar Mais abnimmt, drohte die geschäftlichen Beziehungen zu kündigen, wenn auf den Flächen der Agrar GbR genveränderte Pflanzen angebaut werden. Deshalb wird es in diesem Jahr wohl doch nichts mit der BASF-Kartoffel.

Für den 2. April haben die Gentech-Gegner eine Informationsveranstaltung in der Stadtkirche von Müncheberg angekündigt.

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