Geld für die Revolution

Alternative Stiftungen informieren in Frankfurt, wie Vermögen linken Projekten zugute kommen kann

  • Charlotte Schmitz, Frankfurt/Main
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Stiftungstag »Biete Wandel – suche Geld« beriet Personen, die einen Teil ihres Vermögens für progressive gesellschaftliche Veränderungen einsetzen wollen, wie sie das am besten tun können.

Es gibt auch Linke, die so viel Geld besitzen, dass sie nicht wissen, wohin damit. Diesen bieten Stiftungen die Möglichkeit, gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen. Wie genau das gehen kann, wurde jetzt beim ersten alternativen Stiftungstag in Frankfurt/Main erörtert, zu dem die Bewegungsstiftung, filia Frauenstiftung und die Stiftung medico international eingeladen hatten.

Referenten, Stiftungsmitarbeiter und Stifterinnen wie Stifter mussten eines der größten Einkaufszentren der Stadt durchqueren, um den Tagungsort zu erreichen. Doch statt sich dem Konsum zu ergeben, diskutierten sie angeregt, wie Geld verwendet werden kann, um »Revolution zu machen«, wie Jörg Rohwedder, Geschäftsführer der Bewegungsstiftung, es formulierte. Grundsätzlich bestehe ein Gegensatz zwischen dem Wunsch, die Gesellschaft möglichst rasch umzugestalten, und der Institution Stiftung, die per se langlebig angelegt ist. Stiftungen verwenden nur die Erträge des Grundkapitals für ihre Zwecke; das Kapital an sich darf nicht verbraucht werden.

Eine Änderung der Steuergesetzgebung, angeregt noch durch die rot-grüne Bundesregierung, hat einen Boom des Stiftungswesens in Deutschland hervorgebracht. Dabei wurden etwa die Hälfte der Einrichtungen in den vergangenen Jahren von Frauen gegründet.

Auch in Frankfurt dominierten Frauen unter den Teilnehmenden. »Wir möchten gerade Frauen auffordern, mutig ihr Geld einzusetzen und Projekte gezielt zu fördern«, erklärte Christiane Gruppe, Geschäftsführerin von filia. Zustiftungen sind dort bereits ab 1500 Euro möglich, auch aktive Mithilfe in den Gremien wird gesucht. »Genauso wichtig wie Geld kann die Stiftung von Zeit oder Talent sein«, erklärte Michael Alberg-Seberich vom Berliner »Forum Active Philanthropy«. Seine Organisation hilft potenziellen Stiftern, geeignete Partner zu finden.

Das rege Interesse an seinen Ausführungen zeigte, dass in der Tat Orientierungsbedarf besteht angesichts der Vielfalt von Organisationen, die Möglichkeiten der Zustiftung bieten. Fast alle großen deutschen Hilfswerke haben inzwischen Stiftungen aufgebaut, um diese wichtige Geldquelle zu erschließen. Während Spenden konjunkturabhängig fließen – zum Beispiel nach Katastrophen –, sichert eine Stiftung die regelmäßige Finanzierung von Projekten. »Wenn es darum geht, eher trockene, schwer erklärbare Vorhaben zu finanzieren wie den weltweiten Report des People’s Health Movement, greifen wir auf Stiftungsmittel zurück«, erklärte Thomas Gebauer, der gleichzeitig Geschäftsführer des Vereins und der Stiftung medico international ist. In diesem Fall dient die Stiftung denselben Zwecken wie die Hilfsorganisation. Ähnlich ist dies bei der Greenpeace-Stiftung oder der Stiftung von »terre des hommes«.

Andererseits kann eine Stiftung auch innovative Projekte fördern. So unterstützt etwa die Berlin-Brandenburger »Stiftung für dissidente Subsistenz« die »Projektwerkstatt auf Gegenseitigkeit«, die wiederum kostenlosen Wohnraum für Lebens- und Arbeitskollektive bereitstellt. Eines dieser Kollektive widmet sich in Templin der nicht-kommerziellen Landwirtschaft und baut Kartoffeln an, die jedem Interessenten kostenlos abgegeben werden. In diesem Fall bietet die Stiftung einen Freiraum, um Leben und Arbeiten jenseits von Erwerbs-einkommen auszutesten.

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