Horrorszenario Kostenexplosion

DIW: Benzinpreis bis zu zwei Euro je Liter / Creditreform: 50 000 Firmen gefährdet

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Die Prognose neuer Preissteigerungen beim Sprit, das Horrorszenario massenhaft eingehender Firmen und die Preissteigerungen bei Gütern des täglichen Bedarfs hielten am Wochenende die Bundesbürger in Atem.

Berlin (Agenturen/ND). Bei einem Rohölpreis von 200 Dollar erwartet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) je nach Dollarkurs einen Benzinpreis von knapp unter oder knapp über zwei Euro je Liter. »Bei dem jetzigen Wechselkurs wären es 1,95 Euro pro Liter Super«, sagte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert dem »Tagesspiegel«. Sie wies zugleich auf eine weitere mögliche Preisrunde beim Gas hin. »Beim aktuellen Preisniveau würde Gas bis zum Herbst noch mal bis zu 20 Prozent teurer.«

Der Chef der Deutschen Energieagentur (DENA), Stephan Kohler, sagte der »B.Z. am Sonntag« gar, »250 Dollar für das Fass sind möglich«. Dauerhaft müssten sich die Verbraucher auf über 100 Dollar pro Fass einstellen.

Die Rekord-Ölpreise lassen unterdessen zehntausende Unternehmen um ihre Existenz bangen. Laut einer Umfrage könnten hochgerechnet 50 000 Firmen ins Wanken geraten. Fast jedes zweite Unternehmen wolle die Preise erhöhen, ergab die Befragung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Von 4000 befragten mittelständischen Unternehmen gaben Ende Juni 1,5 Prozent der Firmen an, wegen der hohen Kosten bereits jetzt vor der Geschäftsschließung zu stehen. Allein im Einzelhandel befürchteten demnach 15 000 Firmeninhaber, das Geschäft aufgeben zu müssen. Im Verkehrs- und Logistiksektor sowie im Baugewerbe rechnen nach Creditrefom-Hochrechnung jeweils 5600 Unternehmen mit dem Aus.

Akuten Alarm schlägt die Verkehrsbranche. »Für das Transportgewebe ist die Dieselpreisbelastung katastrophal«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes Verkehrsgewerbe Niedersachsen, Bernward Franzky. Bundesweit drohten rund 3000 Speditionen in die Insolvenz zu gehen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung sieht bis zu 600 000 Stellen in Gefahr. Im Taxigewerbe sieht man 200 000 Jobs bedroht. Die Verkehrsbranche kündigte inzwischen massive Protestaktionen an.

Während der Reiseveranstalter TUI vorsorglich ankündigte, dass in der neuen Saison Reisen durchschnittlich 2,9 Prozent teurer werden, resümiert der »Focus«, dass auf die steigenden Preise bei Gütern des täglichen Bedarfs offenbar verstärkt mit Konsumverzicht reagiert wird. Wie das Magazin unter Berufung auf Zahlen der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung berichtete, gaben die Verbraucher im Mai zwar nominal 5,6 Prozent mehr für Lebensmittel, Shampoo und Küchentücher aus, kauften aber weniger Waren.

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