Gebeutelt von »Gustav«

Kuba trägt schwer an den Schäden des Hurrikans

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Schäden, die Hurrikan »Gustav« in Kuba hinterließ, sind verheerender als erwartet. Hilfsappelle kursieren im Internet und Barack Obama rief die Regierung in Washington auf, das Embargo auszusetzen.

Einen Hurrikan wie »Gustav« haben selbst die älteren Bürger in Los Palacios noch nicht erlebt. Dabei gehört die Region von Pinar del Río zu den Landstrichen Kubas, die als hurrikanerprobt bezeichnet werden dürfen. Jedes Jahr zwischen dem 1. Juni und dem 30. November, der Hurrikansaison, trifft es mindestens einmal die Region im Westen Kubas. Doch Windgeschwindigkeiten von über 390 Stundenkilometer haben die dortigen Meteorologen noch nicht registriert. Die Folgen sind verheerend: Mehr als 120 000 Häuser in Pinar del Río und der Kuba vorgelagerten Insel der Jugend sind zerstört oder schwer beschädigt.

In Pinar del Río muss das gesamte Stromsystem neu installiert werden. Telefonleitungen, Fernseh- und Radioinstallationen waren gestern partiell zumindest stundenweise wiederhergestellt.

Besonders hart hat es, so berichten Regierung und unabhängige Journalisten wie Miriam Leiva übereinstimmend, die Insel der Jugend erwischt. Laut Leiva fehlt es dort an allem und in Havanna, Santiago de Cuba und anderen Regionen der Insel wird gesammelt, um den Menschen in den betroffenen Regionen zu helfen. Das bestätigen auch Berichte der Kirchen. So hat Kubas Kardinal Jaime Ortega bei katholischen Hilfsorganisationen um Unterstützung gebeten. Gleiches gilt für die evangelische Kirche und zahlreiche oppositionelle Organisationen in Kuba. Demnach gibt es auch Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Lebensmitteln, weil in den betroffenen Regionen nicht nur tausende Hektar an Anbaufläche, sondern auch Vorratslager beschädigt wurden. Darüber hinaus fehlt es an Baustoffen, Decken, Matratzen und Kleidung. In vielen Schulen der Provinz Pinar del Río und der Insel der Jugend wird der Unterricht aufgrund der Schäden frühestens nächste Woche wieder beginnen, heißt es im Radiosender »Radio Reloj«.

Internationale Hilfe ist bisher vor allem aus Russland avisiert, das vier Transportmaschinen mit Material nach Kuba schicken will, und aus Venezuela. Doch der Bedarf ist deutlich höher, denn die Regierung in Havanna verfügt laut internationalen Medien nur über sehr begrenzte Mittel. So verweigerte die japanische Export- und Investitionsversicherung kürzlich die Absicherung weiterer Geschäfte mit Kuba, weil die kubanische Seite die Kredite nicht bedient hatte.

Auf empfindliche Einnahmeausfälle muss sich die Regierung in Havanna obendrein einstellen, denn die Schäden im Tabaksektor, dessen Zentrum in Pinar del Río liegt, sind immens. Auf der Insel der Jugend ist es der Zitrusanbau, der mit Einbußen zu rechnen hat. Dort verglich der Armeegeneral Álvaro López Miera das Ausmaß der Schäden mit denen einer Atombombe. Stählerne Hochspannungsmasten seien wie Streichhölzer umgeknickt und mindestens 10 000 der 25 000 Häuser der Insel seien vollkommen zerstört.

Mit Besorgnis haben die Meteorologen die Heftigkeit des Hurrikans der Kategorie 4 in der Saffir-Simpson-Skala zur Kenntnis genommen. Und es ist bereits der fünfte Hurrikan dieser Kategorie, der die Insel seit 2000 heimgesucht hat. Auch das ist ein Effekt des Klimawandels, so kubanische Experten. Und darunter haben auch die USA zu leiden. Dort appellierte Präsidentschaftskandidat Barack Obama an die Regierung, den Kubanern zu helfen und das Handelsembargo vorübergehend auszusetzen.

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