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Der fitteste Opa Europas
Berliner Roland Winkler (61) startet heute beim Ironman auf Hawaii
Die 42,195 km eines Marathons haben es in sich. Doch es gibt Athleten, die es noch härter mögen. Dazu gehört die Lauflegende Roland Winkler. Wo Altersgenossen langsam kürzer treten, beginnt der gebürtige Leipziger – wie im vorigen Jahr – mit 60 Jahren noch eine Karriere als Triathlet.
Und hier gelang dem inzwischen 61-jährigen Sportlehrer 2008 ein unglaublicher Coup. Bei den EM in der Königsdisziplin Ironman in Frankfurt am Main holt er sich den Goldpokal und erwarb als einziger Deutscher in seiner Altersklasse das Ticket für den Ironman auf Hawaii – der Traum eines jeden Triathleten. »Dass er den ersten Platz belegt hat, ist stark«, war Marathonmann Werner Scuda, der mit Winkler so manchen Härtetest bestritten hat, überrascht.
»Wie ein Fünfer im Lotto«
Roland Winkler selbst beschrieb den Sieg, den er für den Berliner A3K-Verein (Ausdauer-Dreikampf) errang, als einen »bewegenden Moment« seiner sportlichen Laufbahn. »Es war wie ein Fünfer im Lotto«, schilderte der Biesdorfer. Er bewältigte das 3,86 km Schwimmen, die 180 km mit dem Rad und den Marathon in 10:46 h.
Gleich zu Beginn des Ironman von Frankfurt (Main) konnte er sich beim Schwimmen einen 16-minütigen Vorsprung verschaffen. Damit machte er nicht nur den Zeitverlust beim Radrennen und Marathon wett, sondern sicherte sich auch am Ende einen Vorsprung von zehn Minuten vor dem zweitplatzierten Günther Scheibehenne. »Als ich an der Tribüne vorbeilief, rief mir einer zu, dass ich der erste sei. Da wusste ich, dass ich mich nicht würde verausgaben müssen«, erzählte Winkler, der sich jeden Morgen auf sein Rennrand schwingt und 20 km von Biesdorf zur Neuköllner Lisa-Tetzner-Grundschule und zurück strampelt. Damit hat er gleich einen Teil seines Trainingspensum erledigt. »Ich fühle mich super«, strahlt Winkler, der sein Körpergewicht mit 62 kg hält. »Mein Jugendweiheanzug könnte mir noch passen«, scherzte er.
Liebe für die Ultrastrecken
Roland Winkler – einst ein Marathonläufer – zählt zu den Hartgesottenen und ist in der Szene als Laufbesessener bekannt. Zäh und zielstrebig, wie er ist, hat er noch nie aufgegeben. Schon einmal war er beim Ironman gestartet. Das war 2003, wo er nach 11:11 h ins Ziel kam.
In den Glanzzeiten seiner leistungssportlichen Laufbahn beim SC Dynamo Berlin lief er den Marathon in 2:17:13 h und die 10 000 m in 29:10,6 min. Für den Start bei den Olympischen Spielen 1972 in München reichte das allerdings nicht aus. Und so musste sich der damalige Fernstudent an der DHfK Leipzig, der 1969 bei den deutschen Meisterschaften Zweiter über 10 000 m und im Marathon geworden war, endgültig vom Leistungssport verabschieden.
Doch mit dem Laufen aufzuhören, wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Im Gegenteil: Er widmet sich fortan den Ultrastrecken wie dem Rennsteig-, Harzgebirgs- oder Brockenlauf. Den Grünheider Lauf, mit 100 Kilometern der härteste Brocken und inzwischen zum Kienbaumlauf geworden, hat er einst mitbegründet. Natürlich sieht man ihn auch beim Berlin- und Team-Marathon am Start.
Etwa 40 Wettkämpfe pro Jahr absolviert Roland Winkler. Dazu kommen die täglichen Trainingsrunden. Er führt über jeden Kilometer akribisch Buch. Die Bilanz: In 45 Jahren brachte er es auf summa summarum 195 000 Kilometer – eine Laufstrecke von etwa fünfeinhalbmal um den Globus!
Laufbegeisterung wecken
Zum Glück teilt seine Ehefrau Ingelore seine Leidenschaft. Jedes Wochenende sind die beiden auf Achse. Auch die inzwischen erwachsenen Töchter Janina und Katharina konnte er begeistern, und natürlich versucht er als Sportlehrer, Laufbegeisterung auch bei seinen Schülern zu wecken.
Er ist zwar ein guter Schwimmer, aber mit Blick auf seinen Ironman-Start am heutigen Sonnabend auf Hawaii gesteht er: »Das offene Meer hat es in sich.« Und so gibt er seinen keinen Illusionen hin: »Für mich gilt: Dabeisein und durchhalten.« Lachend fügt er hinzu: »Ich bin der fitteste Opa Europas.« Für seine Enkeltochter Marlene ist er das auf jeden Fall.
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