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Das Weibliche

Frankfurter Buchmesse-Impressionen: Biografische Anfänge, Unfreiheit, Umfrage nebst Jenny Marx & Genossinnen

JENNY MARX. Wer war diese Jenny Baronesse von Westphalen, Tochter eines Landrates, verheiratete Frau Dr. Karl Marx, (Foto: ND-Archiv), die – glaubt man ihrer jüngsten Tochter – das Werk ihres Mannes erst ermöglichte? Dies fragte sich Dr. Jörn Schütrumpf, Leiter des Karl Dietz Verlages, und schrieb ein Buch. Der Historiker begeht ein Sakrileg, entzaubert den großen Philosophen aus Trier, der die Scheinheiligkeit bürgerlicher Ehe und Moral gebrandmarkt und doch – oder gerade darum? – selbst nicht sehr sittsam und tugendhaft war. Schon vor der Hochzeit (nach siebenjähriger Verlobung) sieht sich Jenny genötigt, Karl brieflich zu ermahnen: »Hast Du Dich auf dem Dämpfer gut gehalten oder war wieder eine Madame Hermann an Bord. Du Böser Schelm. Ich will Dir das mal vertreiben.« Es gelang ihr nicht. Da war nicht nur Helene Demuth, die treue Haushälterin der Familie Marx, der er sein Herz und ein Kind schenkte (und für das Friedrich Engels großherzig die Vaterschaft übernahm). Diese affaire d' amour ist bekannt. Andere weniger. Obwohl die Mitarbeiter des IML (Institut für Marxismus-Leninismus) in Berlin wie Moskau und zugleich Herausgeber der MEW (Marx-Engels-Werke) wussten. Aber sie wollten den Begründer des wissenschaftlichen Kommunismus schützen. Wovor? Dass er ein Mensch war, der auch fehlte?

Der Verleger las »Auf dem roten Teppich«, eine Gemeinschaftsprojekt der Rosa-Luxemburg-Stiftung und linker Verlag (Karl Dietz, VSA, Pahl-Rugenstein, Argument, Offizin).

DIE KOMINTERN. Sie ist weiblichen Geschlechts. In ihrem obersten Gremium, dem EKKI (Exekutivkomitee), dominierten die Männer, gleichwohl Frauen in der kommunistischen Bewegung stärker in führenden Positionen präsent waren als in anderen Parteien und Organisationen. Erinnert sei hier beispielhaft an Jelena Stassowa, langjährige Vorsitzende der Internationalen Roten Hilfe. Der Berliner Historiker Waldislaw Hedeler stellte auf der Buchmesse den mit seinem Moskauer Kollegen Alexander Vatlin herausgegebenen Dokumentenband »Die Weltpartei aus Moskau« (Akademie Verlag) vor. »Auf dem Grünungskongress der KI waren jedoch unter den 53 Gründungsmitgliedern nur fünf Frauen«.

DIE AKTUELLE KAMERA. Feminin. Nicht nur grammatikalisch, auch visuell (Angelika Unterlauf). Auf dem Bildschirm waren Frauen wie Männer gleichberechtigt. Ein Westjournalist, Jost-Arend Bösenberg, hat versucht, in die Geheimnisse der ostdeutschen Nachrichtensendung zu dringen: »Die Aktuelle Kamera« (VVB). Im Forum Film & TV, unter dem Label ARD, diskutierte er mit Harald Händel, der in den 80er Jahren zur AK gestoßen ist. Des Buchautors These von der »Belehrungs-Halbestunde« im Dienste der Parteipropaganda stimmte Harald Händel teils zu, teils widersprach er. Von »Geschichten aus Absurdistan« redete auch er und erinnerte sich sodann an die Befreiung in den dramatischen Tagen nach der Wende.

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