Medwedjew bietet Raketen-Nulloption

Berlusconi zeigt Verständnis für Russland

  • Lesedauer: 2 Min.

Paris/Rom (dpa/AFP/ND). Der russische Präsident Dmitri Medwedjew hat im Streit um die Aufstellung weiterer Raketen in Mitteleuropa eine »Nulloption« angeboten. Außerdem plädierte er für ein »umfassendes Sicherheitssystem« für die Europa, Russland und die USA. Moskau sei bereit, auf die Stationierung von Raketen in der russischen Exklave Kaliningrad (dem Gebiet um das frühere Königsberg) zu verzichten, wenn die USA ihre Stationierungspläne für Polen aufgäben, sagte Medwedjew der Pariser Zeitung »Le Figaro« vom Donnerstag vor dem EU-Russland-Gipfel am heutigen Freitag in Nizza. Der gewählte US-Präsident Barack Obama scheine die Frage zu überdenken.

Medwedjew warf Washington vor, die Raketenstationierung »ohne Zustimmung Europas oder der NATO-Partner« beschlossen zu haben. Moskaus Fragen, gegen wen die Raketen gerichtet und wie effizient sie seien, seien nicht befriedigend beantwortet worden. Außerdem habe Washington nicht auf das Moskauer Angebot geantwortet, im Rahmen eines umfassenden Sicherheitssystems die Radarsysteme in Aserbaidshan zu nutzen. Er spielte damit auf die Behauptung der USA an, die Raketen sollten gegen einen Angriff aus Iran schützen. »Wir können nicht untätig bleiben, wenn einseitig Raketen und Radarstationen aufgestellt werden«, sagte Medwedjew.

Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi hat die US-Pläne für ein Raketenabwehrsystem in Mitteleuropa als unnötige Provozierung Moskaus bezeichnet. Wie italienische Zeitungen am Donnerstag berichteten, führte er am Vorabend in Izmir (Türkei) in diesem Zusammenhang auch die Anerkennung der Unabhängigkeit Kosovos und eine mögliche Öffnung der NATO gegenüber Georgien und der Ukraine als Provokationen an. Berlusconi habe den russischen Regierungschef Wladimir Putin verteidigt und den amtierenden US-Präsidenten George W. Bush kritisiert, schrieb der Mailänder »Corriere della Sera«. Zudem erklärte Berlusconi, ein amerikanisch-russisches Treffen sei notwendig, um eine Rückkehr des Kalten Krieges zu verhindern. Die Äußerungen Berlusconis wurden in Rom als »Botschaft« an Barack Obama und Abkehr von Bush gewertet.

Außerdem sprach sich Berlusconi für einen schnellen EU-Beitritt der Türkei aus. »Die Erweiterung ist im Interesse der (Europäischen) Union, und die Türkei muss dazugehören«, sagte Berlusconi nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal