Wenn man schon ganz unten ist

Hertha BSC will die Krise bei Schalke 04 nutzen / Cottbus ohne Angst gegen Stuttgart

Nach ihren Niederlagen und dem drohenden Ausscheiden im UEFA-Cup wollen es der FC Schalke 04 und Hertha BSC im Kampf um Bundesligapunkte besser machen. Doch bei beiden Vereinen stören Nebengeräusche die Konzentration auf die Partie in Gelsenkirchen.

Besonders brisant geht es auf Schalke zu. Manager Andreas Müller sprach von der »schwersten Krise seit Jahren«. Nach fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen stehen gerade er und Trainer Fred Rutten stark in der Kritik. Beiden werden teure Fehleinkäufe und schlechtes Krisenmanagement vorgeworfen. Noch steht die Vereinsführung hinter beiden, doch es ist mehr die Hoffnung eines Verzweifelten als Glaube bei Präsident Josef Schnusenberg: »Die Spirale geht wieder nach oben, weil wir schon ganz unten sind.«

Und auch die königsblauen Fans machen ihrem Unmut Luft. Seit Wochen fordern sie lautstark den Rücktritt von Manager Müller. Die Fan-Internetseite mueller-raus.de versucht, mit dem Ziel seiner Entmachtung, zehn Prozent der Vereinsmitglieder für eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu gewinnen.

Die Unruhe beim Gegner will Hertha BSC für sich nutzen. »Beginnen wir gut, werden die Schalke-Fans nervös und pfeifen gegen das eigene Team«, hofft der Berliner Verteidiger Steve von Bergen. Auch der bisherige Saisonverlauf macht Hertha Mut. Schon vier Spiele wurden auswärts gewonnen, zuletzt gab es vier Siege in Serie. Ein weiterer Dreier würde die Hinrunde zur besten der Berliner Bundesligageschichte machen.

Dumm nur, dass die Erfolge von personellen Scharmützeln in den Schatten gestellt werden. Herthas Präsident Werner Gegenbauer und Manager Dieter Hoeneß kommen sich nach ihrem Streit nicht näher. Gegenbauer rügte den Manager, statt die Erfolge gemeinsamer Arbeit darzustellen, »Dieter-Hoeneß-Festspiele« in der Öffentlichkeit zu veranstalten. Hoeneß wollte dennoch »inhaltlich nichts zurücknehmen«.

Personelle Debatten gibt es auch beim VfB Stuttgart vor dem Spiel bei Energie Cottbus. Intern sind sich die Schwaben einig, den neuen Teammanager Markus Babbel längerfristig die Mannschaft trainieren zu lassen. Doch ihm fehlt die DFB-Trainerlizenz, so dass es für Babbel vom Verband nur eine Ausnahmegenehmigung bis zum Saisonende gibt. Würde er danach den Lehrgang beim Deutschen Fußball-Bund absolvieren, bliebe keine Zeit für die Mannschaft. »Der DFB sollte überlegen, ob es nicht gegen das Prinzip der freien Berufswahl verstößt«, so die Antwort von VfB-Manager Horst Heldt auf den Vergleich von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, dass man ohne Führersschein auch kein Auto lenken dürfe.

Unter Markus Babbel haben die Stuttgarter ansteigende Form gezeigt und gute Ergebnisse geholt. Aber auch die Lausitzer wähnen sich nach dem Sieg in Mönchengladbach im Aufwind. So wird Trainer Bojan Prasnikar derselben Elf vertrauen, die vor Wochenfrist Cottbus vom Abstiegsplatz geschossen hat. Der Gegner macht dem Coach »keine Angst«, deshalb »denken wir nicht an eine Niederlage«. In Stuttgart spricht man von »einer schweren Aufgabe, da Cottbus sich in den vergangenen drei Spielen gefangen hat«.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal