Die WAZ-Gruppe will 262 Stellen streichen
Protest auch gegen die Einsetzung von Malte Hinz, Vorsitzender der dju, als Chefredakteur
Bodo Hombach ist also wieder in den Schlagzeilen. Dabei ist der gute Parteisoldat – der SPD – in Umbruchssituationen ein erfahrener Krisenmanager. Bevor er 1998 Schröders Mann für besondere Aufgaben wurde. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik wurde Hombach Geschäftsführer der WAZ-Gruppe mit Firmensitz in Essen, die in neun Ländern ein Gesamtangebot (mit Beteiligungen) von über 500 Titeln vorhält. Sie ist einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas.
Üblicherweise veröffentlicht die WAZ-Gruppe ihre Geschäftszahlen nicht. Sehr wohl aber hat Bodo Hombach gestern der Stammbelegschaft in Essen angekündigt. dass 262 Stellen von 900 – vornehmlich in den Lokalredaktionen – dem Rotstift zum Opfer fallen sollen. Bei den vier Stammblättern »Westdeutsche Allgemeine Zeitung« (WAZ), »Neue Ruhr/Neue Rhein-Zeitung« (NRZ), »Westfälische Rundschau« (WR) und »Westfalenpost« (WP) sind die Auflagen geschrumpft und das Anzeigenvolumen im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent geschmolzen. Jetzt sollen dort mindestens 21 Millionen Euro eingespart werden. Hombach plant dafür eine gemeinsame Mantelredaktion. Doch es regt sich Widerspruch. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Michael Konken, prophezeit: »Als gleichförmiges Einheitsblatt mit vier verschiedenen Titeln wird die WAZ ihre Rendite bestimmt nicht steigern.«
Eine interne Personalie sorgt für weitere Unruhe. Gestern meldete die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, dass Kathrin Lenzer, seit einem knappen Jahr Chefredakteurin der »Westfälischen Rundschau«, ihre Kündigung »ohne Angabe von Gründen« eingereicht habe. Ihr Nachfolger soll Malte Hinz, langjähriger Betriebsratsvorsitzender der WR und Sprecher der Betriebsräte der WAZ-Titel in NRW, werden. Die WAZ-Gesellschafter, darunter die SPD-Medienholding DDVG, haben offensichtlich für seine Berufung schon grünes Licht gegeben. Pikant ist nur, dass Hinz auch Vorsitzender der Journalistengewerkschaft dju ist.
Der Landesvorstand der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union (dju) Berlin-Brandenburg in ver.di protestierte umgehend: »Wer sich an der Umsetzung des Kahlschlagkonzepts ... beteiligt, kann als dju-Bundesvorsitzender nicht mehr die Interessen der von Kündigung bedrohten Kolleginnen und Kollegen vertreten.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.