Falsches Signal

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Ob sich Christian von Boetticher, der schleswig-holsteinische Umweltminister mit CDU-Parteibuch, von der Maxime »Der Mensch ist der größte Feind der Natur« hat leiten lassen, als er ankündigte, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der ein Betreten des Waldes abseits der Wege vom 1. Februar bis 15. Juni untersagt, ist nicht überliefert. Auch wenn es nun einen entsprechenden Kabinettsbeschluss gibt, handelt es sich bei dem Plan wohl dennoch um einen Alleingang. Das zeigt die Reaktion aus der Fraktion des Koalitionspartners SPD in Kiel, die sich entsetzt von dem Vorhaben distanziert. Als letztes Bundesland habe man sich 2005 erst von solch einem Wegegebot verabschiedet und nun wolle man als erstes wieder dahin zurückkehren, kritisierte Forst-Expertin Sandra Redmann.

Der Minister argumentiert mit dem Artenschutz und droht mit bis zu 2500 Euro Bußgeld bei Zuwiderhandlung. Bis auf den Landesjagdverband hat von Boetticher bisher keine Fürsprecher gefunden. Auch Christel Happach-Kasan, FDP-Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, versteht die Welt nicht mehr: »Man schützt nur, was man kennt.« Boettichers Vorstoß sei ein »falsches Signal«. Kritik an von Boetticher kommt ferner vom NABU. Deren Landessprecher Ingo Ludwichowski vermutet ganz andere Interessen hinter der Minister-Idee: »Da soll der Deckmantel über das Fehlverhalten von Jägern und Waldbesitzern gelegt werden.« Uhu-Abschüsse, Vergiftungen, illegale Fallen – all das wäre seiner Ansicht nach nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, wenn aufmerksame Bürger die Flächen nicht hätten betreten dürfen. Detlef Matthiessen von den Grünen in Schleswig-Holstein kritisiert den Kabinettsbeschluss und die Landesregierung. Diese erweise sich »als gehorsamer Diener der Waldbesitzer und Jägerlobby«.

Im Internet fordern Spötter bereits eine Waldsünderkartei analog dem Strafregister im Verkehrsbundesamt und zur Überwachung Waldpolitessen.

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