Trauerfeier in Winnenden

Bundespräsident beklagt Gewalt in Filmen und Computerspielen

  • Lesedauer: 2 Min.
In Winnenden haben am Sonnabend mit einer Trauerfeier mehrere tausend Menschen Abschied von den Opfern des Amoklaufes genommen.

Winnenden (epd/ND). Bundespräsident Horst Köhler rief dazu auf, mehr auf andere Menschen zu achten. Jeder Einzelne müsse sich prüfen, ob er genug tue für die Kinder, gefährdete Mitmenschen und den inneren Frieden, sagte Köhler vor 900 Trauergästen in der Sankt-Karl-Borromäus-Kirche. In ganz Baden-Württemberg läuteten die Kirchenglocken. Ein 17-jähriger ehemaliger Schüler hatte am 11. März die Albertville-Realschule gestürmt und dort neun Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf der Flucht tötete er drei weitere Menschen, bevor er sich selbst das Leben nahm.

An dem Staatsakt in Winnenden nahmen neben den Angehörigen der Opfer und Schülern auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) teil. Köhler und Merkel trafen sich im Anschluss an die Trauerfeier mit Angehörigen. In einem Offenen Brief hatten Familien von getöteten Schülern zuvor eine Verschärfung des Waffenrechts und ein Verbot gewaltverherrlichender Computerspiele gefordert.

Der Bundespräsident, der während seiner Ansprache sichtlich mit den Tränen kämpfte, kritisierte den Einfluss brutaler Filme und Computerspiele. Extreme Gewalt, die Zurschaustellung zerstörter Körper und die Erniedrigung von Menschen stünden dort häufig im Vordergrund. Ein Dauerkonsum solcher Produkte sei schädlich. Mit Blick auf den Täter und seine Angehörigen sagte Köhler: »Er hat Familien in Trauer und Verzweiflung gestürzt, auch seine eigene. Auch sie hat ein Kind verloren. Auch für sie ist eine Welt zusammengebrochen.«

Weit weniger Menschen als erwartet waren zur Trauerfeier nach Winnenden gereist. Nach Polizeiangaben verfolgten rund 7500 Menschen die Übertragungen in Kirchen und im Stadion. Nach dem Amoklauf 2002 in Erfurt hatten sich 100 000 Menschen zum Gedenken in der thüringischen Landeshauptstadt versammelt.

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