Daimler und die Chinesen
Deutsche Wirtschaft greift gern auf Staatsfonds aus Asien zurück
Der deutsche Autohersteller Daimler spricht mit dem Staatsfonds China Investment Corp. (CIC) über einen Einstieg. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, gegenüber Medien. »Wir haben uns mehrfach getroffen«, so Zetsche. Der Staatsfonds CIC zeigte angeblich vor allem Interesse an der Umwelttechnik von Daimler. Erst kürzlich war ein anderer Staatsfonds beim Autobauer eingestiegen: Abu Dhabi kaufte mittels einer Holding für zwei Milliarden Euro rund neun Prozent der Autoaktien. Diese Kapitalbeteiligung wurde vom Konzernvorstand in Stuttgart begrüßt.
Bei der Deutschen Bank geht man ebenfalls davon aus, dass die Staatsfonds langfristig und nachhaltig investieren. Die Wirtschaft sieht in den Staatsinvestoren aus dem Morgenland daher eher einen Wunschpartner. Im Gegensatz zu Hedge-Fonds, die kurzfristig Profite erzielen müssen, verfolgen die Staatsfonds aus der Golfregion und China eine langfristige Strategie. Aus Sicht deutscher Manager wie Daimler-Boss Dieter Zetsche überzeugt zudem der einfache Umgang mit den fernen Neu-Aktionären, da sie sich oft mit Minderheitsbeteiligungen begnügen und nicht so aggressiv wie Hedge-Fonds oder die privaten Beteiligungsgesellschaften agieren. Solche Private-Equity-Fonds finanzieren den Kaufpreis oft auf Kredit und belasten damit die aufgekaufte Firma.
Daimler hat dagegen seit Jahrzehnten mit Kuwait einen arabischen Großaktionär, der geräuschlos im Hintergrund operiert. Die Monarchie hatte bereits Anfang der siebziger Jahre damit begonnen, ihre Petrodollars zu recyceln und unter anderem in Deutschland zu investieren. 1974 erwarb der Staat Kuwait über die Deutsche Bank 13 Prozent an Daimler-Benz. »Bis zum heutigen Tage ist Deutschland einer der wichtigsten Standorte kuwaitischer Investitionen im Ausland«, versichert die Botschaft des Golfstaates. Seit den späten Neunzigern habe man sogar den Wünschen der Bundesregierung entsprochen und verstärkt in Ostdeutschland investiert. So steckt arabisches Kapital in einer Thüringer Solarfabrik und beim Chiphersteller AMD in Dresden.
So weit ist China noch nicht. Den Überfluss des zurückliegenden Boom-Jahrzehntes legte man vornehmlich in amerikanischen Staatsanleihen an. US-Papiere galten als sichere Geldanlage, und zugleich gewährte Peking damit amerikanischen Verbrauchern indirekt Kredit, damit diese die Industrieprodukte des Riesenreiches kaufen konnten. Dieser massenhafte US-Konsum auf Pump aus der Fabrik der Welt gehört zu den Ungleichgewichten, die heute die globale Wirtschaft belasten.
Im nächsten strategischen Schritt begann China dann, auch in Rohstoffe und Energiereserven vor allem in Afrika zu investieren. Die Ölreserven Chinas reichen angeblich nur sieben Tage lang. Vor diesem Hintergrund läutet das Interesse an Daimler eine neue Ära ein: Wie die Exportmächte Japan und Deutschland sowie die Erdöl fördernden Länder investiert China nun seine Gewinne in westliche Industriewerte.
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