Pro Paganda

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Berliner Verfechter des Religionsunterrichts haben viel von Gemeinsamkeit geredet – wollten aber die Schüler nach Konfessionen aufteilen. Sie erklärten sich zu Kämpfern für die Wahlfreiheit – wollten aber, dass das eine Schulfach das andere ausschließt. Sie gaben sich, Millionen Euro und den rechten Glauben im Rücken, als quasi »natürliche« Sieger, und sind nun – gottlob – grandios gescheitert. Der Initiative »Pro Reli« wurde am Sonntag von den wachen Berliner Bürgern die Luft herausgelassen. Die Schüler, die nun weiterhin gemeinsam Ethik besuchen können, werden es ihnen danken.

Doch nicht nur für sie wurde durch die klare Niederlage eine Lanze gebrochen – auch gegen die dreiste Verdrehung von Fakten, durch die »Pro Reli« sich zum Bürger-Anwalt stilisieren wollte, wurde ein Zeichen gesetzt. Ein zweites Mal nach der Tempelhof-Kampagne 2008 hat Berlin sich als propaganda-resistent erwiesen. War den Marktschreiern in christlicher Mission doch kein Klischee zu platt und keine Zuspitzung zu billig. Aber die Appelle an die einfachen Instinkte verfingen nicht – was auch eine Schlappe für die Privatsender und Springer-Zeitungen der Stadt bedeutet. Haben sie doch die Botschaften von CDU und Kirche allzeit eifrig transportiert.

Trösten werden sich die Meinungsmacher mit dem Geld, das sie an der Kampagne verdient haben. Und ausnahmsweise ist man bei diesem Ergebnis selber versucht, eine Boulevard-Floskel zu zitieren: »Danke Berlin!«.

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