Eskalation der Gewalt

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Manchmal sind auch nackte Zahlen eine Bankrotterklärung. Noch nie seit Beginn der US-amerikanischen Invasion in Afghanistan im Jahr 2001 gab es so viele Angriffe von Aufständischen wie in diesen Tagen. Im vergangenen Halbjahr wurden offiziell mehr als 4500 »Sicherheitszwischenfälle« am Hindukusch registriert. Allein in der Vorwoche lieferten sich die Taliban über 400 Gefechte mit Soldaten der NATO-geführten Internationalen Schutztruppen. Noch vor einem Jahr waren es weniger als 250 in der Woche, im Januar 2004 gerade mal 50.

Diese Kurve in den Abgrund hat keineswegs nur militärische Ursachen. Im Gegenteil. Doch fallen die Antworten der westlichen Welt vornehmlich militärisch aus und führen zur Eskalation der Gewalt. Dafür steht auch Stanley McChrystal, der neue Oberkommandierende für die US-amerikanischen und NATO-Truppen in Afghanistan. Der Generalleutnant ist Spezialist für verdeckte Operationen mit großer Irak-Erfahrung, er soll »das Problem mit neuen Augen betrachten«, so Pentagon-Chef Gates. Und mit Zehntausenden zusätzlichen Soldaten angehen. Bis zum Herbst dieses Jahres werden sich Washingtons Truppen auf 68 000 Mann mehr als verdoppeln, dann stehen am Hindukusch 100 000 ISAF-Soldaten Gewehr bei Fuß. Mit der nicht zuletzt von Berlin forcierten und jetzt vom Nordatlantik-Pakt beschlossenen Entsendung von Aufklärungsflugzeugen bekommen sie auch Verstärkung aus der Luft, zumal die AWACS-Maschinen Kampfeinsätze gegen Bodenziele dirigieren können. Der Krieg in Afghanistan wird intensiviert, die Zahl der Gewaltopfer weiter steigen, auch durch die Bundeswehr.

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