Zur Person

Der Schwimmer

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 2 Min.

Verrückt sei er nicht, aber exzentrisch, gibt Betty Yettaw zu, die zweite Frau John William Yettaws, dessen mysteriöser Besuch bei Aung San Suu Kyi den Prozess gegen die Oppositionspolitikerin auslöste. Sicher sei sich ihr Mann der Folgen seines Tuns nicht bewusst gewesen, fügte Betty noch hinzu.

Dabei war Yettaw – Vietnamkriegsveteran, Vater von sieben Kindern, strenggläubiger Mormone, seit 20 Jahren ohne feste Beschäftigung, von einer Behindertenrente lebend – schon im vergangenen Jahr einmal durch den Inya-See zum Haus Suu Kyis geschwommen. Damals soll er von Hausdienern abgewiesen worden sein. Als er am 3. Mai dieses Jahres erneut in der Villa auftauchte, will ihn Suu Kyi persönlich aufgefordert haben, ihr Anwesen wieder zu verlassen. Doch der 53-jährige Yettaw klagte über Erschöpfung und Beinkrämpfe, weshalb sich die Lady, wie sie auch genannt wird, erbarmte. Was nicht erklärt, warum Yettaw gleich zwei Tage blieb. Als er zurückschwamm, wurde er von den Sicherheitskräften gefasst und wegen illegalen Betretens einer Verbotszone und Verletzung der Einwanderungsgesetze angeklagt.

Politische Ziele habe er nicht gehabt, sagt seine Frau Betty. Deren Vorgängerin Yvonne will von einer Arbeit über Trauma und Vergebung wissen, an der ihr Exgatte arbeitete. Anhänger Suu Kyis sind nur wütend über den »elenden Amerikaner«. Einer der Anwälte schimpfte: »Er ist ein Idiot.« Der Verdacht, die Militärs selbst hätten Yettaw zur Lady geschickt, um einen Anlass für die Verlängerung ihres Hausarrests zu haben, ist nach dem Urteil – sieben Jahre Haft – noch nicht wieder laut geworden.

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