Hertha hält an Favre fest

Beim Berliner Bundesliga-Schlusslicht herrscht vor DFB-Pokalspiel in München Ratlosigkeit

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 3 Min.

Michael Preetz musste es nochmal klar stellen. »Lucien Favre bleibt unser Trainer«, sagte der Geschäftsführer Sport bei Fußball-Bundesligist Hertha BSC auf der gestern anberaumten Pressekonferenz. Nach dem vorläufigen Tiefpunkt der Berliner Pleitenserie, dem 0:4-Heimdebakel gegen Aufsteiger Freiburg am Sonntagabend, war spekuliert worden, ob der neben Preetz sitzende Schweizer vielleicht seinen Hut nehmen müsse. Mit der fünften Niederlage in Folge rutschten die Hauptstädter auf den letzten Tabellenplatz ab und starteten so schlecht wie seit ihrer Rückkehr in die erste Liga vor 12 Jahren nicht mehr.

Wegen ähnlich schlechtem Beginn wurde am Sonntag in Bochum VfL-Coach Marcel Koller per Mitteilung auf der Internetseite des Vereins vor die Tür gesetzt und der bisherige Stellvertreter Frank Heinemann sowie Ex-Profi Dariusz Wosz übergangsweise mit dem Training beauftragt. Beim Vorjahresvierten aus Berlin hingegen glaubt man weiter an die Qualitäten von Lucien Favre. »Wir haben zwei Jahre sehr gut zusammengearbeitet. Er ist auch langfristig der richtige Trainer für uns«, sagte Preetz.

Der Trainer wirkte weniger überzeugt. »Jeder muss sich überdenken«, gab ein sichtlich abgekämpfter und ratlos wirkender Favre zu. »Ich bin enttäuscht von der Leistung. Wir haben die Basis vergessen«, sagte er nach einer längeren Krisenbesprechung mit den Spielern am Vormittag. Gegen Freiburg fehlte es den Berlinern an einfachsten fußballerischen Grundlagen wie Einsatzwillen und Laufbereitschaft. »Einige in der Mannschaft waren nicht absolut konzentriert«, bemängelte Favre. Ein Spiel gegen den Trainer? »Fragen sie die Spieler. Aber ich wäre überrascht.«

Von den Akteuren gab es Entschuldigungen. »Das war das allerschlimmste Spiel für mich. Es tut mir leid«, sagte der gegen Freiburg enttäuschende Arne Friedrich und auch Pal Dardai, seit 13 Jahren bei Hertha, prangerte die Teamleistung an. »Das ist ein Kopfproblem. Wir müssen uns mal die Meinung sagen.« Kapitän Friedrich und erfahrene Spieler wie Dardai wollen die Hertha-Verantwortlichen in der schwierigen Phase in die Pflicht nehmen. »Sie müssen jetzt vorangehen«, sagte Michael Preetz und Lucien Favre forderte mehr Disziplin.

Plausible Verbesserungsansätze hatte der Trainer aber nicht parat. Hauptaufgabe in den nächsten Tagen sei, den Spielern wieder Selbstvertrauen zu geben. »Hart arbeiten, präzise korrigieren und mehr kämpfen«, gab Favre die Marschroute vor, ohne dabei selbst die nötige Leidenschaft zu versprühen.

Zeit bleibt dem 51-Jährigen für die Aufbauarbeit mit dem Team kaum. Schon heute Nachmittag fliegen die Herthaner nach Bayern, um morgen in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen die zweitklassigen »Löwen« von 1860 München anzutreten – die Chance zur Rehabilitation oder, Lucien Favre? »In unserer Situation sind alle Gegner gefährlich.« Zuversicht klingt anders.


DFB-Pokal 2. Runde

Heute
Trier - Bielefeld 19.00
Nürnberg - Hoffenheim 19.00
FC Bayern - Oberhausen 19.00
M'gladbach - Duisburg 19.00
Ahlen - Fürth 20.30
Karlsruhe - Dortmund 20.30
Bochum - Schalke 20.30
Koblenz - Cottbus 20.30

Morgen
1860 München - Hertha 19.00
Augsburg - Freiburg 19.00
Bremen - St. Pauli 19.00
Eint. Frankfurt - Aachen 19.00
Osnabrück - Hamburg 20.30
Lübeck - Stuttgart 20.30
K'lautern - Leverkusen 20.30
FC Köln - Wolfsburg 20.30

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