Dampfloks im Harz ziehen immer mehr Touristen an

Die Schmalspurbahnen sichern jeden elften Arbeitsplatz

  • Uwe Kraus, Wernigerode
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) könnten bald wieder den Harz von Ost nach West verbinden. Das prüft derzeit eine Machbarkeitsstudie.

Die Studie für die sechs Kilometer lange Verlängerung der HSB-Schienen nach Braunlage (Niedersachsen) soll bis Jahresende vorliegen, sagte HSB-Geschäftsführer Matthias Wagener: »Das muss fundiert durchgerechnet werden, dann entscheiden die Nahverkehrsanbieter in Sachsen-Anhalt und im Großraum Braunschweig.« Wie schnell das gehen könne, habe die HSB 2006 mit der Verlängerung der Selketalbahn von Gernrode bis Quedlinburg bewiesen. Damit hatte man erreicht, dass über eine Direktverbindung am Wochenende Berliner ohne Umsteigen bis an den Dampflokbahnsteig reisen.

Was die Fahrten von Nord nach Süd touristisch und finanziell für den Harz bringen, analysierte das Bahnunternehmen gemeinsam mit der Hochschule Harz. Die HSB, die zu den Attraktionen im Harz gehören, befahren 140,4 Kilometer Streckennetz. 69 Prozent der Fahrgäste fahren zum Brocken, jeder Zehnte ist per Selketalbahn auf Tour, 21 Prozent nutzt die Harzquerbahn, die im Raum Nordhausen jährlich auch rund 200000 Pendler im ÖPNV befördert.

»Was die Touristen dank unseres Unternehmens an Geld in der Region lassen, hat die Hochschule mit Befragungen erkundet. Das reicht ja von den Kosten für den ÖPNV über das Brötchen beim Bäcker bis zur Übernachtung«, sagt Dietrich König von den HSB.

Bereits jetzt lasse sich absehen, dass die Vorjahresbeförderungszahlen von 1,1 Millionen Fahrgästen 2009 zumindest erreicht werden. »Von Krise merken wir bei den Fahrgastzahlen nichts«, so Wagener. Immerhin 36 Prozent der befragten Fahrgäste kommen nur wegen des Erlebnisses »Harzer Schmalspurbahnen« in den Ostharz. Darunter sind zunehmend auch Skandinavier und Holländer.

Die Übernachtungsgäste unter ihnen verweilen mit fünf Tagen anderthalb Tage länger im Harz als die anderen zwei Drittel der Besucher.

Laut Studie erzeugt die HSB in den touristischen Unternehmen der Landkreise Harz und Nordhausen einen touristischen Wertschöpfungsbeitrag von rund 37 Millionen Euro. Das entspricht rund zwölf Prozent der gesamten touristischen Wertschöpfung beider Landkreise. »Etwa jeder achte erwirtschaftete Euro in der Tourismusbranche beider Landkreise wird durch die HSB und ihre Gäste generiert«, sagt HSB-Geschäftsführer Matthias Wagener. Die mittelbaren und nicht bei der HSB getätigten Ausgaben der Gäste beziffern die Wissenschaftler bei den Tagesgästen auf 16,48 Euro sowie bei den Übernachtungsgästen auf 82,62 Euro pro Tag. Nicht zu unterschätzen seien die Effekte der HSB für den regionalen Arbeitsmarkt. Jeder elfte Arbeitsplatz in der Tourismusbranche im Ostharz verdankt seine Existenz den Schmalspurbahnen und deren Fahrgästen. So sichert das kommunale Unternehmen in der Tourismuswirtschaft annähernd tausend Beschäftigungsverhältnisse.

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