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Derby mal ganz ohne Feindschaft

USV Jena erwartet am Sonntag Turbine Potsdam

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Steht im Fußball ein Derby an, fallen üblicherweise nicht Worte wie »Respekt« oder gar »Hochachtung«. In der Bundesliga der Frauen ist das anders. Wenn am Sonntag (14 Uhr, Uni-Sportzentrum) Turbine Potsdam zum USV Jena anreist, weist Meistertrainer Bernd Schröder alle Gedanken an eine eventuelle Feindschaft von sich. »Warum sollten wir verfeindet sein? Wir haben ähnliche Philosophien, arbeiten viel mit jungen Talenten. Ich freue mich immer, wenn sich in der Region etwas entwickelt«, sagt Potsdams Trainer.

Entwicklung ist das Zauberwort in Jena. »Wir wollen zeigen, dass wir uns im letzten Jahr auf allen Positionen verbessert haben«, meint Schröders Kollegin beim USV, Heidi Vater. Die beiden verbindet eine besondere Beziehung. Als Schröder in den 80er Jahren versuchte, eine DDR-Nationalmannschaft aufzubauen, stand Vater in seinem Kader.

Nun ist sie Trainerin in der einzigen Ostmannschaft neben Potsdam und macht dort gute Arbeit. »Sie haben sich in der Tabelle stabilisiert. Davor habe ich größten Respekt«, sagt Schröder, der um die Unwägbarkeiten in Thüringen weiß. Das größte Problem, so Vater, ist, gute Spielerinnen anzulocken. »Dazu fehlen die finanziellen und strukturellen Möglichkeiten. Wir können kaum Nebenverdienstmöglichkeiten anbieten«, erklärt Vater. Da ist die Konzentration auf Jugendarbeit alternativlos. Hier und da schaut sich Vater auch mal ab, welche Systeme Turbine so spielt. Der Kontakt zu Schröder ist jedenfalls noch da.

»Wir haben natürlich einen Vorsprung«, sagt Schröder – vor allem personell, was der 67-Jährige mit »besserem Material« umschreibt. Trotzdem erwartet er einen heißen Tanz am Sonntag, zumal die Vorbereitung der Potsdamerinnen nicht optimal verlaufen ist. »Manche von uns waren gestern noch beim Länderspiel gegen die USA, andere bei den Nationalmannschaften der U 19 und U 20. Ich hatte nur zwölf Spielerinnen beim Training«, beklagt sich Schröder.

Außerdem sei der USV gegen Potsdam besonders motiviert: »Die werden mit hohen Emotionen ins Spiel gehen und um jeden Ball kämpfen. Das wird nicht einfach für uns«, so Schröder. Das habe bereits der knappe 3:2-Heimsieg für Turbine in der vergangenen Saison gezeigt. Ein paar mehr Zuschauer als die üblichen 700 werden die Jenaer sicher auch erwarten können, wenn der Branchenprimus kommt.

Heidi Vater lässt sich trotzdem nicht hinreißen, auch nur von einem Unentschieden zu träumen: »Hier kommt der amtierende deutsche Meister. Da geht es für uns zunächst um Schadensbegrenzung.« Der USV ist zwar mit zehn Punkten aus sechs Spielen und Tabellenplatz sechs viel stärker als in die vergangene Saison gestartet, die 0:6-Heimniederlage gegen Tabellenführer Duisburg hat jedoch offenbart, dass zur Spitze noch einiges fehlt. Die Partie gegen Potsdam ist nun die nächste Bewährungsprobe – oder zumindest ein bisschen Anschauungsunterricht.

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