Mehr Forschung nötig

Fachtagung zum Klima in Berlin

  • Johann Martens
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Laie mag mitunter den Eindruck haben, dass in der Klimaforschung bereits alles Wesentliche erkannt und beschrieben wurde. Wissenschaftler sehen das allerdings ganz anders, wie Anfang der Woche auf einer Arbeitstagung in Berlin deutlich wurde. Eingeladen hatten das Geoforschungszentrum Potsdam, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung sowie die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft.

Atmosphäre und Ozeane seien inzwischen vergleichsweise gut erforscht, heißt es in einem Thesenpapier, dass den Diskussionen als Grundlage diente. Über andere Komponenten seien die Kenntnisse geringer. Insbesondere die Dynamik der Biosphäre und der so genannten Pedosphäre, das heißt, den Steinen und Sanden der Erdoberfläche, sei bisher wenig erforscht und daher nicht ausreichend in den Klimamodellen berücksichtigt. Dabei werden beide Sphären nicht nur von den Klimabedingungen beeinflusst, sondern wirken auf diese auch zurück. Nackte Böden reflektieren zum Beispiel die Sonnenstrahlung meist besser als Wälder. Diese wiederum beeinflussen den regionalen Wasserhaushalt stark, der ebenfalls von großer Relevanz für das Klimasystem ist.

Das Klima der Erde sei in einem beständigen Wandel begriffen, heißt es an anderer Stelle des Thesenpapiers. Es gehe daher nicht um die Bewahrung eines Gleichgewichts. Der vom Menschen derzeit verursachte Klimawandel gefährde wegen seines Tempos und seiner Ausmaße das friedliche Zusammenleben menschlicher Gesellschaften. Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen seien daher unumgänglich. Zugleich gehe es aber auch um Anpassung, und für die müssen die Klimamodelle soweit verbessert werden, dass tragfähige regionale Problemszenarien ebenso möglich sind wie Abschätzungen der Auswirkungen von zum Beispiel Aufforstung oder anderen Anpassungsstrategien.

Aber auch über das Ausmaß der globalen Gefahren gibt es durchaus noch Unsicherheiten. Zum Beispiel sei wissenschaftlich offen, ob noch die Chance besteht, den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu beschränken. Mehr Forschung sei notwendig, um die Schwellenwerte des Klimasystems, die so genannten Tipping-Points, zu erfassen und zu bewerten, an denen es rasch und irreversibel von einem Zustand in einen anderen wechselt. Besonderen Forschungsbedarf gebe es in diesem Zusammenhang bei Methan aus Permafrostböden und vom Meeresgrund, bei Veränderungen von Ozeanströmungen sowie beim grönländischen Eisschild.

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