Bei Opel blitzt und donnert es

Proteste an deutschen Standorten / Betriebsratschef fordert mehr Eigenständigkeit

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Nach dem Scheitern des Verkaufs von Opel an Magna demonstrierten bundesweit an den Opel-Standorten insgesamt 15 000 Beschäftigte für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Franz forderte mehr Eigenständigkeit für Opel unter dem GM-Dach.

Rüsselsheim (ND-Öfinger/Agenturen). Vor dem Opel-Stammwerk in der Rüsselsheimer Innenstadt waren am späten Vormittag rund 10 000 Opelaner zur Kundgebung erschienen. Beschäftigte der Früh- und Normalschicht sowie des Opel-Entwicklungszentrums hatten dazu ihre Arbeitsplätze verlassen.

»Wir haben Opel vor dem Untergang gerettet und nicht GM«, betonte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Franz: »Hört auf mit dem Geschwätz von der Insolvenz«, forderte der Gewerkschafter und lobte den geplatzten Magna-Deal. Nach der Entscheidung der GM-Spitze werde die Belegschaft dagegen »keinen Cent mehr« an Lohnopfern aufbringen.

Franz verlangte die Überführung der Adam Opel GmbH in eine Aktiengesellschaft, um den Durchgriff der GM-Zentrale zu verhindern. Ein Festhalten an der im Zusammenhang mit dem Magna-Deal vorgesehenen zehnprozentigen Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen durch Lohnverzicht wäre unter dem Mehrheitseigentümer GM »eine Farce«, so Franz. Der Betriebsratsvorsitzende lobte das Engagement der Bundeskanzlerin und des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU).

Koch forderte in Rüsselsheim GM auf, den Brückenkredit fristgemäß zum 30. November an die deutsche Staatskasse zurückzuzahlen. Darauf hatte auch Merkel in einem Telefongespräch mit US-Präsident Barack Obama am Donnerstag gedrungen, wie Regierungssprecher Ulrich Wilhelm mitteilte. Die Bundesregierung hatte zur Verhinderung einer Insolvenz Opel mit 1,5 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) forderte bei der Kundgebung in Kaiserslautern ein »Gesamtkonzept für Opel Europa«. Staatshilfen seien möglich – allerdings unter der Voraussetzung, dass General Motors auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichte.

Nach Darstellung von GM-Vizepräsident John Smith ist die Sorge über Massenentlassungen unbegründet. GM wolle rund 10 000 der insgesamt gut 50 000 Opel-Arbeitsplätze in Europa streichen. Das wären etwa genauso viele wie von Magna vorgesehen. Dies sei nötig, um Opel zu einem profitablen Unternehmen zu machen. GM will den Plan möglichst bald ausarbeiten und den europäischen Regierungen und den Betriebsräten vorlegen. Der Autobauer ist zuversichtlich, trotz aller Kritik auch von Deutschland Staatshilfen zu bekommen.

GM-Europachef Carl-Peter Forster kritisierte indes die Entscheidung des Konzerns. »So ein plötzlicher Schwenk ist kaum nachzuvollziehen.« Dagegen begrüßte der Vertreter der Bundesländer im Opel-Treuhandbeirat, der FDP-Politiker Dirk Pfeil, den Verbleib bei GM: »Mich stimmt positiv, dass GM das Unternehmen weitaus besser kennt als Magna.« Seite 3

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