Der Schweizer Stil

Steht Eisschnelllaufen vor einer Revolution?

  • Frank Thomas, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Die einen spotten, die anderen staunen: Der Schweizer Roger Schneider hat beim Weltcup in Berlin mit seinem unorthodoxen Laufstil für ein Novum im Eisschnelllaufen gesorgt. Ein wenig steif wirkend, setzte der 100-Kilo schwere Eidgenosse auf den Geraden zur Beschleunigung nicht wie gewöhnlich einen Fuß vor den anderen, sondern blieb relativ aufrecht auf beiden Schlittschuhen stehen und versuchte, den Schwung aus der Hüfte zu holen.

»Ich versuche, damit die Kraft aus den Kurven auf der Geraden zu konservieren. Diese Technik haben mein Trainer Bob Cooley und ich im Sommer auf Inlinern entwickelt. Ich denke, in Zukunft werden wir damit die Eisschnelllaufwelt überraschen«, erklärte Schneider. Er war mit der neuen Technik auf den Langstrecken im Training bereits bedeutend schneller. Auf Inlinern gewann er 2004 den Berlin-Marathon.

In Berlin war das Ergebnis seiner Kreativität allerdings niederschmetternd. In mäßigen 7:05,39 Minuten landete der Zwei-Meter-Mann über 5000 m mit über 40 Sekunden Rückstand auf dem 24. und letzten Rang. »Es ist nicht gelaufen wie gewünscht. Das Eis war recht weich, das kam mir nicht entgegen. Aber ich habe ja noch fünf Wochen Zeit, die Olympiaqualifikation zu schaffen«, sagte der Schweizer Meister, der überwiegend in den Niederlanden oder in Milwaukee trainiert.

»Ich kann mein Gewicht in den Geraden gleichmäßig auf beide Beine verteilen und sinke nicht so tief ins Eis ein«, meinte der 26-Jährige. Weiter ausgefeilt könne diese Technik für jeden Läufer von Vorteil sein – zumindest auf den langen Strecken.

Der deutsche Männer-Bundestrainer Bart Schouten sieht in der neuen Technik jedoch kein Modell für die Zukunft. »Er hat jetzt auf dem Eis überhaupt keine Lockerungsphasen mehr zur Durchblutung der Beine. Ich denke, der Junge lässt sich da Dinge einreden und ist sehr leicht zu beeinflussen«, meinte der Niederländer.

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