Faustpfand

Gilad Schalit / Der von der Hamas gefangene israelische Soldat könnte bald freikommen

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Medien über einen bevorstehenden Gefangenenaustausch spekulieren, scheitert er bisweilen gerade deswegen. Diesmal, im Falle von Gilad Schalit, könnte es gut ausgehen. Immerhin beklagt sich keine der beteiligten Seiten über gebrochenes Schweigen.

Schalit ist 23, israelischer Soldat und seit genau drei Jahren und fünf Monaten Gefangener der palästinensischen Organisation Hamas, die den Gaza-Streifen beherrscht. Eines ihrer Kommandounternehmen war über einen Tunnel auf israelisches Gebiet vorgedrungen, hatte dort einen Armeeposten angegriffen, zwei Soldaten getötet und einen, Schalit, auf dem Rückzug nach Gaza als Gefangenen mitgenommen, wo er seitdem an einem geheimen Ort bewacht wird. Schalit ist für Hamas ein Faustpfand, das gegen möglichst viele palästinensische Gefangene eingetauscht werden soll. Weder wütende Luftangriffe noch der Einmarsch der israelischen Armee während des Krieges zu Jahresbeginn vermochten diesen Status quo zu ändern.

Israelische Regierungspolitiker versicherten immer wieder, alles werde zur Befreiung Schalits getan. Daran allerdings kamen hin und wieder Zweifel auf. So weigert sich Israel nach wie vor, mit »Terrororganisationen« wie der Hamas offiziell zu verhandeln. Die noch 2006 angebotenen guten Dienste des Vatikan-Vertreters in Israel wurden nach dessen Angaben nur äußerst mäßig unterstützt. Und die vermittelnde ägyptische Regierung machte wiederholt ihrem Ärger darüber Luft, dass die Israelis in den informellen Gesprächen stets neue Forderungen nachschoben.

Von der Attitüde, die Verhandlungsbedingungen diktieren zu können, scheint sich die israelische Regierung aber verabschiedet zu haben. Am 30. September erhielt sie mit Hilfe des deutschen Bundesnachrichtendienstes ein Video mit einem Lebensbeweis Schalits – gegen die Freilassung 19 in Israel gefangener Palästinenserinnen. Es ist möglich, dass Schalits Eltern ihren Sohn, der nach Schulabschluss noch nicht einmal ein Jahr im Grundwehrdienst stand, noch in diesem Monat wieder in die Arme schließen können – und im Gegenzug aus israelischer Haft freigelassene Palästinenser ebenfalls ihre Familien in Gaza oder auf der Westbank.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.