Offenbarungseid Karsais

Afghanischer Präsident will noch 20 Jahre Hilfe für seine Armee

  • Lesedauer: 2 Min.
Die afghanischen Sicherheitskräfte werden nach den Worten von Präsident Hamid Karsai noch viele Jahre lang auf Finanzhilfen der USA und anderer NATO-Staaten angewiesen sein. Dies erklärte er nach einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Robert Gates am Dienstag in Kabul.

Kabul (AFP/ND). Afghanistan wird nach Einschätzung von Präsident Hamid Karsai noch bis zu 20 Jahre lang auf Unterstützung bei der Finanzierung der eigenen Sicherheitskräfte angewiesen sein. In den kommenden 15 bis 20 Jahren könne Afghanistan seine Truppen nicht aus eigener Kraft bezahlen, sagte Karsai am Dienstag nach einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Robert Gates. Gates sicherte der afghanischen Regierung finanzielle Unterstützung zu.

Die Regierung in Kabul sei bestrebt, auch bei der Bezahlung der eigenen Truppen Verantwortung zu übernehmen, sagte Karsai. Sie hoffe aber weiterhin auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und vor allem der USA.

Gates sagte, die USA seien sich darüber im Klaren, dass es noch einige Zeit dauern werde, bis Afghanistan seine Sicherheitskräfte vollständig selbst bezahlen könne. Wenn die afghanische Wirtschaft wachse, würden aber auch die benötigten Zuschüsse geringer. Gates rief auch die NATO-Bündnispartner auf, einen Teil der finanziellen Verantwortung zu übernehmen.

Gates war am Morgen zu einem nicht angekündigten Besuch in Kabul eingetroffen. Er wollte dort auch Kommandeure der internationalen Truppen treffen, um über die neue Afghanistan-Strategie von Präsident Barack Obama zu sprechen. Es ist der erste offizielle Besuch eines Mitglieds der USA-Regierung seit Obamas Ankündigung, die Truppen am Hindukusch um 30 000 Soldaten aufzustocken.

In einer Umfrage zeigte sich die Mehrheit der USA-Bürger zufrieden mit der Entscheidung des Präsidenten. In einer Erhebung des Instituts Quinnipiac begrüßten 58 Prozent der Befragten die geplante Truppenaufstockung, nur 37 Prozent waren dagegen. Zugleich sprachen sich 57 Prozent der Befragten für das Engagement der US-amerikanischen Streitkräfte am Hindukusch aus – neun Prozent mehr als Mitte November.

Im Süden Afghanistans traf ebenfalls unangekündigt der britische Verteidigungsminister Bob Ainsworth ein. Großbritannien hat in der Provinz Helmand, einer Taliban-Hochburg, 9000 Soldaten stationiert, die gegen Aufständische kämpfen und bei der Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte helfen. Am Montag war in Afghanistan der 100. britische Soldat seit Jahresbeginn ums Leben gekommen.

Karsai verschob unterdessen die geplante Vorstellung der ersten Mitglieder seiner neuen Regierung. Mehrere Abgeordnete hätten dagegen protestiert, dass er ihnen zunächst nur einen Teil der neuen Ministerliste präsentieren wollte, sagte Karsai nach dem Treffen mit Gates. Diesen Protest finde er »berechtigt«. Der Präsident versicherte, dass er dem Parlament nun am Dienstag oder Mittwoch kommender Woche eine vollständige Liste vorlegen werde.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal