Nach Hickhack gutes Ende

Leichtathletik: Traditionelles ISTAF am 22. August 2010 in Berlin

Fast das ganze Jahr über war die exklusivste deutsche Leichtathletik-Veranstaltung ein Zankapfel. Dabei ging es um die Zukunft des traditionellen Internationalen Stadionfestes (ISTAF) im Berliner Olympiastadion, das in diesem Jahr letztmals eine der sechs Stationen der Golden League war.

Diese 1998 eingeführte Premiumklasse der Weltleichtathletik wird nach dem Willen des Weltverbandes IAAF ab 2010 durch die Diamond League abgelöst. Die umfasst 14 Städte, ist nicht mehr ausschließlich auf Europa begrenzt, sondern führt auch nach Asien und in die USA und bietet ein Mammutprogramm von 32 Disziplinen. Bei der Golden League waren es zwölf Wettbewerbe. Auch die Siegprämien sind üppiger: In der Diamond League wird in jeder Disziplin ein Preisgeld von 416 00 Dollar (336 000 Euro) ausgeschrieben. Außerdem wird es in jeder Disziplinen ein Diamond Race geben, bei denen Punkte im gesamten Verlauf der Saison gesammelt werden. Jeder Punktbeste erhält am Ende einen vier Karat schweren Diamanten im Wert von rund 80 000 Dollar. Das zweigeteilte Finale wird in Zürich (19. August) und Brüssel (27. August) stattfinden.

Lange Zeit war der Weltverband bemüht, Berlin mit dem ISTAF in die neue Liga zu holen. Dieses Vorhaben scheiterte, womit die Zukunft des ISTAF ungewiss war. Die Nichtberücksichtigung hatte vor allem den Grund, dass die Macher des ISTAF bis zum Diamond-League-Meldetermin Mitte des Jahres keine TV-Verträge für 2010 in der Hand hielten. Die alten liefen 2009 aus, und neue Verhandlungen wollten die TV-Anstalten erst im Herbst nach Abschluss der WM im August in Berlin aufnehmen.

Für Irritationen sorgte in dieser Phase der Deutsche Leichtathletik-Verband, der auf eigene Faust die Diamond League nach Berlin holen wollte, ohne zu wissen, wie man den nötigen Etat von rund drei Millionen Euro zusammenbekommt.

Das löste beim ISTAF-Geschäftsführer Gerhard Janetzky Verwirrung aus. Janetzky war gemeinsam mit dem Berliner Unternehmer Werner Gegenbauer, der auch Präsident des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC ist, Gesellschafter des ISTAF. Beide hatten 2002 das Meeting vor dem Konkurs gerettet. Nach dem Zoff mit dem DLV zogen sich beide zurück, wobei Janetzky seinen Rückzug mit seiner Wahl als Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes begründete.

Allerdings führte der 59-Jährige die TV-Verhandlungen weiter, um das ISTAF wenigstens in einer »zweiten Liga« – der World Challenge League mit 12 Stationen – zu erhalten. »Es musste aber für die aufgelöste Veranstaltungs-GmbH eine neue Organisationsform gefunden werden«, schildert Janetzky, der sich dabei selbst als »Geburtshelfer« anbot. So wird künftig der Berliner Leichtathletik-Verband als Veranstalter auftreten – mit Janetzky im Organisationskomitee. Eine noch zu gründende Veranstaltungs-GmbH soll sich um Ticketverkauf, Athletenverpflichtungen und Sponsoren kümmern.

Umschifft wurde inzwischen auch die größte Klippe: Die TV-Verhandlungen mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen (ARD) führten zum guten Ende. Auch ein international renommierter TV-Vermarkter wurde gewonnen, womit eine wichtige Sponsorenfrage gelöst war. »Der TV-Vertrag gilt sogar für drei Jahre«, frohlockt Janetzky, so dass die Veranstalter mit einem jährlichen Budget von zwei Millionen Euro rechnen können (zuletzt 2,8 Millionen).

»Wir halten auch am Olympiastadion fest«, so Janetzky, der sich damit endgültig von den Plänen eines Umzugs in den Jahn-Sportpark verabschiedete. Auch der Termin für das 69. ISTAF steht nun fest: Sonntag, 22. August 2010. »Ein Wunschtermin«, sagt Janetzky. »Wir liegen damit zwischen den beiden Diamond-League-Finals in Zürich und Brüssel, so dass ich die Hoffnung habe, in den geplanten 16 Disziplinen viele Stars präsentieren zu können. Wir wollen auch möglichst viele Europameister von Barcelona nach Berlin holen.«

Hinsichtlich der Zuschauer gibt sich Janetky bescheidener: »Wir planen zunächst, nur Karten im Unterring des Stadions zu verkaufen, wo 36 000 Zuschauer Platz finden.« Dennoch ist der gewiefte Macher überzeugt: »Die 70-jährige ISTAF-Tradition geht weiter. Und es wird weiter große Leichtathletik im Olympiastadion geboten.«

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