Ohne Pause bis Vancouver

Kati Wilhelm will sich nach ihrem ersten Sieg auf Schalke in Olympiaform laufen

  • Roland Leroi, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Ihren Triumph im Schnee auf Schalke genoss Kati Wilhelm ausgiebig. Jetzt will die Biathlon-Weltmeisterin ihre gute Form bis zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver vom 12. bis 28. Februar konservieren. »Auf Schalke zu gewinnen – das setzt pure Emotionen frei. Das ist ein großer Ansporn für die nächsten Aufgaben«, sagte die 33 Jahre alte Sportsoldatin aus Zella-Mehlis, die mit ihrem österreichischen Partner Christoph Sumann bei der 8. World Team Challenge in Gelsenkirchen erstmals siegte. »Es hat alles gepasst«, sagte Wilhelm.

Andere prominente Skijäger wie der Norweger Ole Einar Björndalen verzichteten zugunsten der gezielten Olympia-Vorbereitung auf die mit 141 000 Euro dotierte Showveranstaltung. Wilhelm und Sumann dagegen zeigten keine Verschleißerscheinungen. In 1:03,38 Stunden beherrschte das Team in der Schlussrunde das Feld und verwies die Vorjahresgewinner Oxana Chwostenko und Andrej Derysemlja aus der Ukraine mit 13,7 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz.

»Wir haben unsere Verfolger mit dem letzten Schuss erlegt«, meinte Sumann augenzwinkernd. Wie die nervenstarke Wilhelm überzeugte auch der Österreicher auf den 18 Runden mit Glanzleistungen auf der Loipe und am Schießstand. Am Ende hatte das Duo ausgiebig Zeit, um den Zielstrich gemeinsam zu überqueren und sich von den 50 000 Zuschauern in der erneut ausverkauften Arena des gastgebenden Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 ausgiebig feiern zu lassen.

Erstmals seit der Premiere 2002, als Michael Greis und die derzeit ebenfalls pausierende Martina Beck – damals hieß sie noch Glagow – gewannen, stand mit Wilhelm wieder eine Deutsche ganz oben auf dem Siegerpodest in Gelsenkirchen. »Hier im achten Anlauf zu gewinnen, setzt dem Ganzen die Krone auf«, sagte sie. Wilhelm und Sumann kommen auf ein Preisgeld von 24 000 Euro und sind nun Besitzer eines Autos im Wert von rund 25 000 Euro.

Satt ist das Siegerpaar noch lange nicht, eine Wettkampfpause vor Olympia ist nicht vorgesehen. Wilhelm und Sumann planen ihre Teilnahme an den Weltcups in Oberhof (6. bis 10. Januar), Ruhpolding (13. bis 17. Januar) und Antholz (20. bis 24. Januar). »Ich will die Phase nutzen, um mich richtig in Schwung zu bringen. Nur wenn die Körner ausgehen sollten, verzichte ich spontan auf ein Rennen«, meinte Wilhelm.

Diese Vorbereitung auf Großereignisse habe sich stets bewährt. In Vancouver will sie ihre Bilanz von bisher je drei olympischen Gold- und Silbermedaillen ausbauen. »Ich bin kein Fan von großen Pausen und will alle sich bietenden Rennen bis Olympia laufen«, sagte auch Sumann.

Michael Greis (Nesselwang) und Simone Hauswald (Gosheim) kamen als einziges komplett deutsches Paar unter den zehn Mixed-Teams nicht über den fünften Platz hinaus. »Die Stimmung war ohnehin wieder großartig. Dass Kati Wilhelm aber die deutsche Durststrecke beendete, hat die Zuschauer noch mehr gefreut und der Veranstaltung gut getan«, sagte Organisator Herbert Fritzenwenger. Bewährt habe sich zudem die Maßnahme, internationale Paare an den Start zu lassen. Früher hatten sich die Österreicher Sumann und Dominik Landertinger vergeblich um eine Teilnahme beworben, weil ihnen eine gleichwertige Partnerin fehlte. »Landertinger ist Weltmeister, Sumann hat mit Wilhelm gewonnen. Solche Athleten will das Publikum sehen«, so Fritzenwenger.

Mixed, 18 Runden à 1,2 km:

1. Wilhelm/Sumann (Zella-Mehlis/Österreich) 1:03,38 h

2. Chwostenko/Derysemlja (Ukraine) + 13,7s

3. Brunet/Defrasne (Frankreich) + 20,3

4. Greis/Hauswald (Nesselwang/Gosheim) + 42,5

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